„Ich protestiere auf das bestimmteste,“ sagte die Steinkohle. „Man sehe mich an und sehe den Koks an. Er ist löchrig und jämmerlich, leicht wie eine Feder... ein jeder kann sehen, daß er ein armseliger Kerl ist, nicht vier Pfennige wert. Und dann sehe man mich an! Ich bin hart und bin schwer. Ich leuchte. Ich bin ein leiblicher Vetter des Diamanten, müßt ihr wissen.“
„Ich wahrhaftig nicht minder,“ sagte der Koks. „Es ist gar nicht hübsch von dir, daß du mich verleugnest. Wärest du behandelt worden wie ich, so sähest du wirklich auch kein bißchen besser aus.“
„Dann laß hören,“ sagte das Holzscheit.
„Ihr dürft ihm kein Wort glauben,“ versicherte die Steinkohle.
[S. 124]
„Ich bin aus England, ebenso wie die Steinkohle,“ sagte der Koks. „Ich wuchs in demselben Wald und war sogar ein Stück von demselben Farrenbaum — vor hunderttausend Jahren. Darum ist meine Geschichte genau dieselbe wie die der Steinkohle, bis auf...“
Der Koks schwieg und kämpfte mit seiner Rührung.
„Na?“ fragte das Holzscheit.
„Laßt ihn sich fassen!“ sagte der Torf.
Doch der Koks brach in ein Schluchzen aus, das so gewaltig war, daß er nahe daran war, entzweizugehen.
„Bis auf den Augenblick, als das Gas von mir ging,“ sagte er dann.
„Herrgott,“ meinte die Steinkohle. „Sollte es möglich sein?“
„Es ist die reine Wahrheit,“ sagte der Koks. „Wir wurden zu derselben Zeit aus der Kohlenmine ausgehauen, in demselben Korb emporbefördert, und auf demselben Schiff kamen wir hier in dies Land. Aber dann trennten sich freilich unsere Wege. Denn ich kam ins Gaswerk, und da schlossen sie mich in einen großen Behälter ein und erwärmten mich, bis alles Gas aus mir entwichen war. Und dann verkauften sie mich für billiges Geld an arme Leute mit kleinen Stuben.“
Der Koks schluchzte und schluchzte, und die[S. 125] andern ehrten seinen Kummer, weil sie ihn verstanden.
„Das Ganze ist im Grunde genommen recht sonderbar,“ sagte das Holzscheit nachdenklich.
„Nicht herausfinden kann man sich,“ seufzte der Koks.
„Wäre ich nun ins Moor gefallen, so wäre ich vielleicht zu Torf geworden,“ sagte das Holzscheit.
„Und wenn ich vor hunderttausend Jahren gefällt worden wäre, so wäre ich zu Brennholz geworden,“ sagte die Steinkohle.
„Hätte ich noch neunundneunzigtausend Jahre im Moor gelegen, so hätte ich vielleicht mein Dasein als Steinkohle beschlossen,“ orakelte der Torf.
„Und hätten sie mir nicht das Gas entzogen —,“ erklärte der Koks.
Mehr konnte er nicht sagen.
Eine Weile war’s still im Holzschuppen. Ein jeder dachte an seine Siebensachen. Dann ließ der Torf sich vernehmen:
„Nun hab’ ich es.“
„Was denn?“ fragte das Holzscheit.