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Die Geschichte der Steinkohle.-2
日期:2024-02-23 09:30  点击:271
„In solch einem Walde war ich der stolzeste Baum. Ein Farrenbaum. Heutzutage habt ihr solch kleines Krautwerk, das ihr Farren nennt... Gott mag wissen, woher die stammen. Ich war ein Baum ... mit hohem, mächtigem Stamm und breiter Krone. Der ganze Wald bestand aus solchen Bäumen. Und Menschen... es gab keine Menschen damals. Auch keine Vögel, Hirsche und Bären und wovon ihr zu schwatzen wißt. Das ist allerhand kleines Gewürm, das hinzukam, seitdem alles hier auf Erden kleiner geworden ist. Ungeheure Echsen krochen auf den Felsen umher, andere derselben Art schwammen in[S. 118] den Seen, wieder andere durchflogen die Luft. Ich weiß wirklich nicht, wie ich sie euch beschreiben soll... doch, ich sah auf der Reise hierher ein winziges Tierchen, das sonnte sich auf einem Stein, und der Zugführer nannte es eine Eidechse, glaub’ ich. Wenn ihr so eine gesehen habt und sie euch tausendmal so groß denken könnt und mit einem fürchterlichen Schlund voll spitziger Zähne... dann habt ihr eine ganz schwache Vorstellung von den Tieren, unter denen ich meine Jugend verlebte.“
 
„Das kann man eine Geschichte nennen,“ sagte der Torf ehrerbietig.
 
„Da stand ich also. Meilenweit im Lande standen wir unter unseresgleichen. Aber freilich...“
 
Die Steinkohle schwieg ein Weilchen und seufzte.
 
„Weiter,“ sagte der Koks.
 
„Ja. Aber ihr wißt nicht einmal, wie es damals um das Land bestellt war. Und es ist mir auch gar nicht möglich, es euch begreiflich zu machen. Das Land war ja ganz anders als jetzt... aber ich muß das überspringen. Ich konnte ja nicht anders, ich mußte vorhin lachen, als der Torf von dem See sprach, in den er als Birke fiel... Herr Gott, was für eine Pfütze das war! Nein, seht ihr... als ich vor hunderttausend Jahren im Walde stand, da geschah eine Erdumwälzung. Das war nicht so ein Sturm, der ein paar armselige Zweige bricht... die ganze Erde zitterte, versteht ihr... sie spaltete sich... die Felsen spalteten sich...[S. 119] alles stürzte in die Schlünde hinab und wurde zerschmettert, Feuer schlug aus der Erde empor, und dann kam das Meer und überspülte das Ganze.“
 
„Fürchterlich!“ unterbrach der Torf.
 
„Da lag ich nun. Verborgen, begraben in Sand und Lehm und was weiß ich. Ich ahne nicht im mindesten, was oben in der Welt geschah während der hunderttausend Jahre, die vergingen, bis ich wieder ans Tageslicht kam. Nur kann ich an dem Ganzen sehen, daß es seit meiner Zeit böse rückwärtsgegangen ist mit allen Dingen.“ 

„Danke verbindlichst! Das kennen wir!“ sagte das Holzscheit. „So reden alle alten Leute. Ich entsinne mich deutlich, wie eines Tages zwei alte Damen in meinem Schatten saßen, die davon sprachen, was für wunderschöne Mädchen auf der Welt waren damals, als sie junge Mädchen waren.“
 
Die Steinkohle schwieg ein Weilchen.
 
„Weiter!“ sagte der Koks.

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