Er machte sich klar, daß er Manns genug sei, seinen Feind allein zu töten. Still nahm er die beiden besten seiner Speere, prüfte sorgfältig die Schneide, holte tief Atem und öffnete die Tür.
Aber der Löwe war nicht da.
Der Zweifüßler sah nach der einen und nach der andern Seite, ohne seinen Gegner entdecken zu können. Aber er war ja ein alter, erfahrener Jäger; darum zweifelte er nicht daran, daß der Löwe sich auf die Lauer gelegt habe. Ruhig stand er in der Tür, jede Muskel gespannt, bereit zu dem Kampfe, der kommen mußte.
In dem Gebüsch raschelte es leise, und zugleich[S. 84] sah der Zweifüßler die Augen des Tieres im Laube. Er wußte, daß keine Zeit zu verlieren war. Sprang der Löwe zuerst, so war es zu spät.
Da warf er denn den einen Speer und traf den Löwen ins Auge. Ein rasendes Gebrüll ertönte. Und nun durchbohrte der zweite Speer das Herz des Tieres.
Alle im Hause kamen auf die Beine und liefen herbei.
Da lag der tote Löwe, groß und prächtig anzusehen. Treu bellte ihn an und wollte ihn beißen, aber der Zweifüßler verscheuchte ihn:
„Er war doch der König des Waldes! — Nun aber soll es aller Welt verkündet werden, daß er tot ist, und daß das Reich von jetzt an mir gehört.“
Dann zogen sie ihm das Fell ab und hängten es auf eine hohe Stange, die sie mitten aufs Feld setzten, so daß sie weit und breit zu sehen war.
„Der Löwe ist getötet!“ schrie der Sperling von Tür zu Tür. „Der Zweifüßler hat den König des Waldes ermordet. Sein Fell hängt auf einer Stange vorm Hause... ich hab’ es selber gesehen.“
Die Tiere strömten von allen Seiten herbei, um sich selbst von dem Geschehenen zu überzeugen. Vom Rande des Waldes schauten sie ängstlich zum Hause des Zweifüßlers hinüber, und oben aus der Luft starrten die Vöglein entsetzt auf die Erde nieder.
„Nun ist alles aus!“ sagte der Hirsch.