Der Zweifüßler schlief unruhig in dieser Nacht. Er warf sich auf seinem Lager aus Fellen umher; und als er schließlich einschlief, begann Treu, so heftig zu hellen, daß er aufstehen mußte, um nach dem Rechten zu sehen. Er hatte die Öffnung, durch die Treu sonst ein- und auslief, durch eine Falltür verschlossen, weil das Gänschen neulich diesen Weg eingeschlagen hatte und so dem Räuber zum Opfer gefallen war.
„Was hast du denn, Treu?“ fragte der Zweifüßler.
Der Hund fuhr fort zu bellen und sprang an seinem Herrn in die Höhe. Dieser öffnete eine kleine Klappe und blickte lauschend hinaus. Aber es war[S. 82] nichts zu sehen. Dann befahl er dem Hunde, sich niederzulegen, während er selbst wieder sein Lager aufsuchte. Aber nun hörte er das Pferd im Stall ausschlagen; die Kuh brüllte, und das Federvieh krähte und schnatterte. Es war ein ohrenbetäubender Lärm. Er mußte wieder hinaus und fand alle seine Tiere zitternd, in furchtbarer Angst. Das Pferd war ganz in Schweiß; und Hühner, Enten und Gänse flogen unruhig umher. — „Was hat das zu bedeuten?“ fragte sich der Zweifüßler.
Er öffnete die Tür und trat in die Nacht hinaus, unbewaffnet und nackt, wie er von seinem Lager aufgestanden war. Da raschelte es in den Büschen vorm Hause, der Löwe sprang hervor; aber dem Zweifüßler gelang es, sich blitzschnell zurückzuziehen und die Tür zu verschließen und zu verrammeln.
Einen Augenblick stand er in großer Angst da und wußte nicht, was er tun sollte.
Durch ein kleines Guckloch in der Tür sah er, daß der Löwe draußen vor den Büschen lag, die gelben Augen, die vor Wut leuchteten, auf die Türe geheftet und zum Sprunge bereit. Der Zweifüßler begriff, daß der Zeitpunkt gekommen war, wo der so lange aufgeschobene Kampf sich entscheiden mußte.
Er dachte daran, seine Söhne zu wecken, zu der andern Tür hinauszuschleichen und den Löwen von hinten anzufallen. Aber die Söhne schliefen an verschiedenen Stellen im Hause, und im Osten graute bereits der Tag. Während er sie holte, konnte leicht einer von der Familie hinausgehen und dem König des Waldes zum Opfer fallen.