Als der Fuchs zum Hause des Zweifüßlers kam, traf er auf Treu, der gerade seine Nachtrunde machte, um zu sehen, ob ein Feind in der Nähe sei.
„Guten Abend, Vetter!“ sagte der Fuchs kriecherisch. „So spät noch unterwegs?“
„Das gleiche muß ich dir sagen,“ erwiderte Treu. „Ich halte Wache für meinen Herrn. Du hast kaum ein so rechtschaffenes Gewerbe.“
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„Ich habe keinen Herrn. Und noch vor kurzem warst auch du dein eigener Herr. Du solltest dir deine Freiheit zurückerobern. Folg mir auf die Wiese! Dort sind die andern Tiere versammelt. Sie wollen dir verzeihen, daß du in den Dienst des Zweifüßlers getreten bist, und dich als den braven guten Hund begrüßen, der du früher gewesen, wenn du das Tor öffnen willst, so daß die gefangenen Tiere befreit werden.“
„Hier sind keine gefangenen Tiere,“ sagte der Hund. „Uns allen geht es gut, und wir wünschen es uns nicht anders. Bin ich der Diener des Zweifüßlers, so bin ich auch sein Freund. Troll dich schleunigst zurück zu denen, die dich gesandt haben.“
Damit wandte er dem Fuchs den Rücken und schlüpfte durch ein kleines Loch in der Einfriedigung, das für ihn besonders angebracht war. Der Fuchs aber blieb ein Weilchen stehen, um zu warten, ob sich nicht einer von den anderen zeigen würde. Es dauerte denn auch nicht lange, bis ein junges Gänschen den Kopf aus dem Loche hervorsteckte.
„Guten Abend, liebe Jungfer,“ sagte der Fuchs. „Sei so gut und komm ein bißchen näher!“
„Ich wag’ es nicht,“ erwiderte das Gänschen. „Ich darf des Nachts nicht fortgehen, so gern ich es auch möchte. Ich fürchte mich so sehr vor den Zweifüßlern. Neulich haben sie meine Mutter gebraten und aufgegessen.“
„Gräßlich!“ rief der Fuchs. „Keinen Augen[S. 77]blick länger dürfen Sie in dieser Mörderhöhle bleiben. Kommen Sie heraus zu mir! Dann werd’ ich Sie an einen Ort bringen, wo Sie nichts zu befürchten haben.“