„Sein Pfeil hat meinen linken Flügel getroffen, weil ich mir ein Lamm genommen hatte,“ erzählte der Adler.
„Mich hat er völlig aus dem Walde vertrieben,“ seufzte der Wolf. „Er hat gesagt, alles Wild gehöre ihm; und wenn ich wagte, es anzurühren, so werde er mich und meine Jungen verfolgen — wenn es sein müsse, bis ans Ende der Welt.“
„Morgen verfällt er vielleicht darauf, zu be[S. 66]haupten, daß alle Wiesen ihm gehören,“ sagte der Hirsch. „Wo soll unsereiner Gras finden?“
Und die Distel, der Mohn und die Glockenblume duckten sich an der Hecke zusammen. Das Veilchen versteckte sich im Garten. Die Brennessel stand finster und zornig vor der Einfriedigung des Gartens.
„Geht es uns besser?“ fragte die Distel. „Verjagt sind wir worden aus unserem Heim und müssen nun hier an der Hecke sitzen und mitansehen, wie das dumme Gras sich über das ganze Feld ausbreitet. Wir sitzen hier dank seiner Gnade. An jedem beliebigen Tage kann er uns das Leben nehmen.“
„Er hat ein paar von meinen Schwestern in seinen Garten gepflanzt,“ sagte das Veilchen.
„Auch von den meinen,“ rief der Mohn. „Aber ist das Freiheit?“
„Stich ihn, Distel!“ riet die große Eiche.
„Das hab’ ich getan, und er hat mit seinem Stock nach mir geschlagen,“ erwiderte die Distel.
„Verbrenn’ ihn, Nessel!“ sagte die Eiche.
„Ich hab’ es versucht, und es ist mir nicht besser als der Distel ergangen.“
Durch das Getreide aber ging ein vergnügtes Flüstern vom einen Ende des Feldes zum andern:
„Wir sind es... wir... wir... Wir regieren jetzt im Lande... wir sind gut... wir sind nützlich... Ihr seid nichts als Unkraut.“
„Hört die feigen Hunde!“ rief die Distel.
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