„Seht... seht doch bloß!“ rief da der Löwe.[S. 7] „Jetzt nimmt der eine von ihnen einen Stein in die Vorderpfote... das könnte ich nicht.“
„Aber ich!“ sagte der Orang-Utan. „Das ist doch keine Kunst. Übrigens kann ich eure Neugier befriedigen. Die beiden sind wirklich Tiere. Es ist Mann und Weib. Sie heißen Zweifüßler und sind entfernte Verwandte von mir.“
„So so!“ brummte der Löwe. „Wie kommt es denn, daß sie keinen Pelz haben?“
„Den haben sie wohl ausgezogen,“ meinte der Orang-Utan.
Der Löwe aber fragte weiter: „Warum gehst du denn nicht hin und sagst ihnen guten Tag?“
„Ich kenne sie ja gar nicht,“ erwiderte der Orang-Utan. „Und ich mache mir auch gar nichts daraus, mit ihnen zu verkehren. Ich habe nur von ihnen erzählen hören... sie gehören einer sehr armseligen, heruntergekommenen Affenart an, versteht ihr. Ich will ihnen ja gerne gelegentlich eine Apfelsine zustecken, aber ich übernehme durchaus keine Verantwortung für sie.“
„Sie sehen ganz appetitlich aus,“ sagte der Löwe. „Ich hätte wohl Lust, einmal zu versuchen, wie sie schmecken!“
„Das kannst du ja tun,“ meinte der Orang-Utan. „Sie werden der Familie doch niemals Ehre machen, und sie werden noch einmal ein schlimmes Ende nehmen.“
Da ging der Löwe auf die beiden zu; aber als[S. 8] er vor ihnen stand, verlor er plötzlich den Mut. Er verstand die Sache selbst nicht, denn er hatte ja sonst vor nichts im Walde Angst. Aber die beiden neuen Tiere hatten so seltsame Augen und wandelten so frohen Mutes dahin, daß der Löwe dachte, sie müßten über irgendeine geheime Macht gebieten, die er nicht sehen könnte. Ihre Zähne taugten nicht viel, und ihre Krallen waren nicht der Rede wert. Aber ein Geheimnis mußte ja an ihnen sein.
Mit gesenktem Kopf wich er ihnen aus.
„Warum hast du sie nicht gefressen?“ fragte die Löwin.
„Ich hatte keinen Hunger,“ war die Antwort des Löwen.