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Ludwig Tieck:Prolog zur Magelone-6
日期:2024-02-18 11:07  点击:224
Der Jüngling.
 
Vernehm’ ich nicht die allgewalt’gen Schwingen,
 
Die der Natur erhabner Geist bewegt,
 
Und wie er Berg, Wald, Luft und Ströme schlägt,
 
Die Harf’ im dunkeln Heiligthum erklingen?
 
Aus Wollustdämmrung will ein Bild sich ringen,
 
Das in der tiefsten Brust mein Geist gehegt,
 
Und wie es Haupt und Glieder wachsend regt,
 
Muß es in Schmerz und Lust zum Tag hindringen.
 
Die Jungfrau tritt aus dem Walde.
 
Sie nah’t, von der die Blumen mir gesprochen,
 
In der des Lichtes Lieblichkeit erglänzt,
 
Aus deren Aug’ ein selig Dunkel blickt:
 
Nun ist mein Herz als Frühling aufgebrochen,
 
Und jeder Sinn ist dicht mit Wonn’ umkränzt,
 
Mein bist du, Himmel! denn ich bin entzückt.
 
Die Jungfrau.
 
Und Thränen, Liebster, wollen dich begrüßen,
 
Denn dieses Glück, das seine ros’ge Hand
 
Holdlächelnd beut, das leuchtend blickt mit süßem
 
Erröthen, ach! ist es wohl hergesandt
 
Mit Schmerz und Leid die flücht’ge Lust zu büßen,
 
Ist dieser Gruß zum Scheiden schon gewandt?
 
Vielleicht verharrt der Gast, sieht er die Demuth
 
Und wie Entzücken sich verklärt in Wehmuth. 
Beide.
 
O heilige Thränen,
 
O süßer Schmerz!
 
Es bricht das Herz
 
In Glück und Lust,
 
Doch fühlt die Brust
 
Ein stilles Kranken,
 
Ein zitternd Sehnen,
 
Sich hin zu senken
 
In ew’ges Licht,
 
Das nicht Gedanken,
 
Entzücken nicht
 
Und Schmerzen denken.

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