In der Kammer ward es stille,
Da sprach die Königinne:
O weh, Fraue Herlind,
Wie groß meine Sorgen sind
Um den Herren Dietheriche,
Den hätt’ ich sicherliche
Verstohlen gern gesehn,
Und möcht’ es füglich geschehn
Um den tugendhaften Mann,
Fünf Ringe lustsam
Die möchte ein Bothe schier
Um mich verdienen,
Der den Held balde
Brächte zu meiner Kammer.
In Treuen sprach Herlind:
Ich will mich heben geschwind,
Ich geh zu der Herbergen sein,
Es bringe Schaden groß oder klein,
Doch pfleget er solcher Zucht
Daß wir seyn dürfen ohne Furcht.
Herlind ging balde
Zu einer Kammer
Und nahm ein theuerlich Gewand,
Wie manche Fraue hat,
Darin zierte sie den Leib,
Da ging das listige Weib
Zu dem Herrn Dietheriche.
Er empfing sie frommliche,
Viel nahe sie zu ihm saß,
Dem Recken sie in das Ohre sprach:
Dir entbietet holde Minne
Meine Frau, die Königinne,
Und ist dir mit Freundschaft unterthan,
Du sollt hin zu ihr gahn,
Dorten will die Magd
Dich selber wohl empfahn,
Nur um deine Ehre,
In allen Treuen Herre.
Du magst das wohl gewiß sein