Geoffroy kam bald vor dem Schlosse des Grafen von Forst an, er stieg sogleich von seinem Pferde und ging in das Schloß hinein, ohne daß ihn einer gewahr wurde, worauf er in den Saal kam, wo sein Vetter war. So wie ihn Geoffroy sah, schrie er ihn ungestüm an und zog sein Schwert: Bösewicht, Du mußt hier Dein Leben lassen, weil ich durch Dich meine Mutter verloren habe. Der Graf war sich wohl bewußt, was er gethan hatte, erschrak also und wollte ihm entfliehen, sprang auch zum Fenster hinaus, fiel aber auf die harten Felsen und war todt. So hatte Geoffroy das Unrecht gerochen, welches jener an seiner Mutter verübt hatte. Zugleich kam dadurch die Grafschaft an seinen jüngern Bruder Reymund.
Sein Vater hörte den Tod seines Bruders, und grämte sich sehr, daß sein Sohn von neuem eine solche Missethat begangen hatte; er nahm sich vor, nicht mehr zu regieren, sondern nach Rom zu wallfahrten, seiner Sünden wegen Buße zu thun, sich alsdann von der Welt abzusondern, in ein Kloster zu gehn und dort sein bekümmertes Leben zu beschließen. Geoffroy kam zurück, und sah die große Traurigkeit seines Vaters, fiel auf seine Kniee, bekannte seine Missethaten und bat um seines Vaters Vergebung. Reymund verzieh ihm und ertheilte ihm seinen Segen, worauf er zu ihm sagte: doch, mein Sohn, mußt Du vor allen Dingen das Kloster Malliers wieder auferbauen, und mehr Mönche darein setzen und stiften, als vorher gewesen sind, sonst kann Dir Deine Schuld nicht verziehn werden. Welches Geoffroy versprach und sich Reymund darauf zu seiner Reise nach Rom rüstete; doch berief er noch vorher alle Vasallen und ließ sie seinem Sohne Geoffroy huldigen. Darauf schied Reymund auch von seinen übrigen Kindern, setzte sich zu Schiffe und fuhr nach Rom.
Geoffroy baute indessen das Kloster Malliers wieder auf und machte es schöner, als es zuvor gewesen war, stiftete auch mehr Mönche zum Gottesdienst, worüber sich alles Volk im Lande sehr verwunderte, daß er das Kloster erst verbrannt hatte und nun wieder so herrlich neu errichtete.
Reymund kam in Rom an und beichtete vor dem allerheiligsten Vater Pabst, welcher ihm eine gelinde Buße auferlegte. Dann nahm er Abschied, nachdem er dem Pabste vorher gesagt, er wolle nach unsrer lieben Frauen zu Montserrate in Arragonien gehn, und dort ein Einsiedler werden, weil daselbst ein schöner Gottesdienst sei. Er kam in Montserrate an, ließ sich Kleider eines Einsiedlers machen und diente allhier Gott in strenger Andacht und vielen Bußübungen.
Geoffroy reiste nun auch nach Rom, um seine Buße vor dem allerheiligsten Vater abzulegen, auch zugleich von ihm zu erfahren, wo sein Vater Reymund geblieben sei, welcher nicht wieder kam. Der Pabst berichtete ihm: daß sein Vater zu Montserrate, im Gebirge, ein Einsiedler geworden; dabei legte er ihm eine harte Buße auf, weil er so schwere Missethaten begangen hatte, verordnete auch: daß er im Kloster Malliers hundert und zwanzig Mönche einsetzen und stiften müsse, wenn er für seine Sünden Vergebung von Gott erlangen wolle. Geoffroy versprach alles zu thun, ließ sich die Absolution ertheilen und reiste hierauf ab, um seinen alten betrübten Vater in der Einsiedelei im fernen, seltsamen Gebirge zu Montserrate aufzusuchen.