Gesegn’ Dich Gott, Du liebstes Kleinod mein!
Gesegn’ Dich Gott, Du schöne Kreatur!
Gesegn’ Dich Gott, Du meine schönste Freude!
Gesegn’ Dich Gott, Du Lust in dieser Welt!
Ach segn’ Dich Gott, mein liebster Trost und Hort!
Auch Euch gesegne Gott, mein liebes Volk!
Gesegn’ Dich Gott, Lusinia, schönes Schloß,
Das ich gebaut und selbst gestiftet hier!
Gesegn’ Dich Gott, Du Preis von dieser Welt!
Gesegn’ Dich Gott, Reymund, mein liebster Freund,
Leb’ ewig wohl, zu tausend gute Nacht!
Mit diesen letzten Worten schoß Melusina zum Fenster hinaus und verwandelte sich vor den Augen alles Volks, denn sie wurde von den Hüften an wiederum ein feindlicher, langer und ungeheurer Wurm. So umfuhr sie in der Luft das Schloß, indem sie aus der Höhe herunter ein entsetzliches Geschrei ausstieß, das so seltsam und unerhört klang, daß allen das Herz im Leibe bebte, und sie sich vor nichts so furchten, als diesen Ton noch einmal zu hören, so zerschmetternd und zerreissend klang es, so tiefbetrübt, als sollte nun gar die ganze Welt vergehen, als wär alle Lust erstorben und sollte der Jammer nun auf Erden auf immer einheimisch sein. Dreimal ließ sie dieses entsetzliche Geschrei von sich hören, dann vernahm man nichts mehr und sie war verschwunden.
Reymund stand bei den Seinen in großen Leiden und schwerer Quaal, er schrie und weinte bitterlich, raufte sich die Haare aus und wünschte niemals geboren zu sein; da er wieder vor seinem großen Herzeleid sprechen konnte, rief er ihr die Worte nach:
Nun so gesegn’ Dich der allmächt’ge Gott,
Mein schönes Weib und Freundin, Ehrenkrone!
Gesegn’ Dich Gott, mein Reichthum, meine Freude!
Gesegn’ Dich Gott, Du meine liebste Lust!