Hierauf wurd Reymund in der Kapelle von einem vornehmen Bischoffe mit seiner geliebten Braut vermält. Dann verfügte man sich an die Tafel, wo die köstlichsten Speisen und die schönsten Weine für alle im Ueberflusse da waren. Allen gefiel das und es war keiner, der nicht mit Appetit das Essen zu sich genommen, denn es war überdies vortrefflich zubereitet. Nach der Tafel wurde man erst fröhlich, da fing auf dem Plan ein Stechen und Thurnieren an, bei welchem sich Reymund mit seiner Geschicklichkeit vorzüglich auszeichnete. Hier wurden viele köstliche Kleinodien gewonnen, welche die edle Melusina zu Preisen ausgesetzt hatte; die Damen empfanden über die Uebungen der jungen Ritter ein großes Vergnügen.
Am Abend war wieder ein herrliches Mahl zubereitet, man setzte sich wieder zu Tische, aß und trank und machte mit schönen Worten Spas, der selten ist. Darnach wurden die Tänze angefangen, die bis tief in die Nacht währten.
Als nun die Zeit gekommen war, daß die Braut zu Bett gebracht werden sollte, so wurde sie von schönen Frauen in das Schlafgemach geführt. Hier stand ein prächtiges Bett, das mit Lilien besteckt war, schöne Teppiche und Vorhänge von der seltensten Stickerei zierten das Gemach, nicht minder treffliche Mahlereien. Hier sah man in den lebhaftesten Farben die nackte, badende Leda und den schneeweißen Schwan, der sich liebkosend an sie schmiegte, indeß sie verwundert und entzündet mit durstenden Lippen in der Luft nach erwiedernden Küssen suchte: hier entsprang die Göttin der Liebe aus der Flut und schwimmende Najaden brachten ihr Korallen und Lobgesänge entgegen. Dort war Mars im Netze mit der Venus in einer Stellung festgehalten, die die Blicke der lüsternen Götterschaar entzückte. Hier badete Galatea und die Wellen schmiegten sich zärtlich zu ihren Füßen und ein schelmischer Widerschein fing das Bildniß der lieblichen Gestalt auf. So waren noch andre treffliche Gemälde und Darstellungen und das Zimmer war außerdem reich und kostbar verziert. Die edlen Frauen entkleideten die Braut, wobei sie sich selber über ihre Schönheit verwunderten und dem Bräutigam Glück wünschten, worauf sie sie in das Bett legten. Nun wurde auch Reymund hereingeführt, der sich alsbald zu seiner Melusina begab, worauf der Bischoff hereintrat, um sie beide einzusegnen. Er erstaunte über die Trefflichkeit des schönen Gemachs und sagte: Ihr habt da gar herrliche Schildereien, edler Herr, es ist ein wahres Wunder für die Augen. Als er dieses gesagt hatte, segnete er sie ein und betete viele schöne Gebete über ihnen.
Einige von den ältern Gästen begaben sich nunmehr auch zur Ruhe, die jungen aber blieben beim Tanzen munter, andre lustwandelten einsam mit ihrer Geliebten in dem grünen Labyrinth der Büsche, andre Damen und Ritter versammelten sich in der Nähe des Brautgemachs, um den Neuvermälten einige süße Lieder zu singen. Eine Stimme begann bei einem leisen Klang der Instrumente:
Wann die Rosenzeit gekommen,
Spielt um sie die warme Luft,
Ihnen ist die Furcht benommen,