»Hat man schon Jungfer Eselshaut kommen lassen, die mir neulich den Kuchen backte?« fragte der Prinz.
Da fingen sie alle an zu lachen, und man erklärte ihm: »Die ist doch viel zu häßlich und zu schmutzig.«
»Man hole sie sofort,« sagte der König, »es soll nicht heißen, ich hätte irgend jemanden ausgeschlossen.«
Mit Spott und Hohn liefen sie fort, die Magd zu holen.
Als Jungfer Eselshaut die Trommler gehört hatte und den Ruf der Herolde, war sie sehr im Zweifel, ob ihr Ring wirklich all den Lärm verursache. Sie liebte den Prinzen, und da die wahre Liebe immer furchtsam ist und nicht stolz, so fürchtete sie, daß es doch eine Dame geben könne, die denselben kleinen Finger habe, wie sie. Jetzt aber hatte sie große Freude, als man an ihre Tür klopfte und sie rief.
Seitdem sie wußte, daß man nach dem kleinen Finger suche, zu dem der Ring passe, hatte sie eine unbestimmte Hoffnung auf den Gedanken gebracht, ihre Haare noch schöner zu kämmen als sonst, ihr schönes, silbernes Leibchen anzulegen und dazu den Rock, der mit vielen Falten, silbernen Spitzen und Edelsteinen besetzt war.
Wie sie nun an ihre Tür klopfen und nach ihr rufen hörte, sie solle zum Prinzen kommen, da warf sie rasch ihre Eselshaut über und öffnete.
Spöttisch erklärten ihr die Leute, der König schicke nach ihr, damit sie seinen Sohn heirate. Dann führten sie Jungfer Eselshaut unter Hohngelächter zum Prinzen.
Als dieser das Mädchen in ihrem sonderbaren Aufputz sah, war er nicht wenig betroffen und hielt es für unmöglich, daß es dieselbe sei, die er so stolz und schön gesehen hatte. Traurig und verwirrt, daß er sich so schwer getäuscht, fragte er sie:
»Wohnst Du dort unten in der dunklen Allee, im dritten Geflügelhof der Meierei?«
»Ja, Herr«, antwortete sie.
Zitternd und mit einem tiefen Seufzer sagte er. »Zeige mir Deine Hand!«