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鹅妈妈德语童话:Riquet mit der Locke-2
日期:2024-01-25 10:53  点击:287

Aber auch ihre Fehler wuchsen mit den Jahren: die jüngere wurde immer häßlicher und die ältere von Tag zu Tag dümmer. Sie gab nicht einmal mehr eine Antwort, wenn man sie fragte, oder sie sagte eine Dummheit. Dabei war sie noch so ungeschickt, daß sie nicht vier Teller auf den Ofensims stellen konnte, ohne einen zu zerbrechen, und kein Glas Wasser konnte sie trinken, ohne die Hälfte auf ihr Kleid zu schütten.

 

Wenn auch Schönheit ein großer Vorteil für ein junges Mädchen ist, so war doch die jüngere fast in jeder Gesellschaft beliebter als ihre ältere Schwester.

 

Zuerst kam man immer zur Schönen, um sie anzustaunen und zu bewundern; aber es dauerte nicht lange, da ging man zur Klügeren, um tausend anmutige Dinge von ihr zu hören, und es war erstaunlich, daß in weniger als einer Viertelstunde die ältere keinen Menschen mehr auf ihrer Seite hatte, und sich alle um die zweite scharten.

 

Trotz ihrer großen Dummheit entging ihr dies nicht, und sie hätte ohne Besinnen alle ihre Schönheit eingetauscht gegen die halbe Klugheit ihrer Schwester.

 

Wie verständig die Königin auch war, so konnte sie sich doch nicht enthalten, ihrer Tochter hie und da ihre Dummheit vorzuwerfen, so daß die arme Prinzessin vor Kummer fast gestorben wäre.

 

Eines Tages, als sie in einen Wald gegangen war, um ihr Unglück zu beklagen, sah sie einen sehr häßlichen und unausstehlichen jungen Mann auf sich zu kommen, der aber sehr vornehm gekleidet war.

 

Es war der junge Prinz Riquet mit der Locke. Als er die Bilder gesehen hatte, die von der Prinzessin in aller Welt verbreitet waren, da hatte er, in Liebe zu ihr entbrannt, das Reich seines Vaters verlassen, um sie zu sehen und zu sprechen.

 

Erfreut über diese einsame Begegnung, redete er sie mit aller Ehrfurcht und aller nur denkbaren Höflichkeit an. Nachdem er die üblichen Komplimente gemacht hatte, sah er, daß sie sehr traurig war, und er sagte deshalb zu ihr:

 

»Ich verstehe nicht, mein Fräulein, daß eine Dame, die so schön ist wie Sie, so trübsinnig sein kann, wie Sie zu sein scheinen; denn wenn ich mich auch rühmen darf, eine Unzahl hübscher Mädchen gesehen zu haben, so habe ich doch noch niemals eine Schönheit gefunden, die der Ihrigen gleichkäme!«

 

»Das sagen Sie so, mein Herr!« antwortete die Prinzessin und blieb traurig wie zuvor.

 

»Die Schönheit,« fuhr Prinz Riquet mit der Locke fort, »ist ein großer Vorzug, der wichtiger ist als alles andere, und ich weiß nicht, warum jemand der so schön ist wie Sie, noch traurig sein kann.« 

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11/30 05:38