Dann aber erhob sie sich von der Erde, strich ihr Kleid, welches sie sorgfältig aufgeschürzt hatte, zurecht und sagte: Nun ist es wohl Zeit, liebe Freunde! daß wir uns aufmachen und daß ihr euch zu jenem ernsthaften Gange rüstet, welchen euch der Meister in seiner Torheit auferlegt, wir aber als die Anordnung eines höheren Geschickes ansehen! Tretet diesen Weg an voll schönen Eifers, aber ohne Feindschaft noch Neid gegeneinander, und überlasset dem Sieger willig die Krone!" Wie von einer Wespe gestochen, sprangen die Gesellen auf und stellten sich auf die Beine. Da standen sie nun und sollten mit denselben einander den Rang ablaufen, mit denselben guten Beinen, welche bislang nur in bedachtem, ehrbarem Schritt gewandelt! Keiner wußte sich mehr zu entsinnen, daß er je einmal gesprungen oder gelaufen wäre; am ehesten schien sich noch der Schwabe zu trauen und mit den Füßen sogar leise zu scharren und dieselben ungeduldig zu heben. Sie sahen sich ganz sonderbar und verdächtig an, waren bleich und schwitzten dabei, als ob sie schon im heftigsten Laufen begriffen wären.
Gebet euch," sagte Züs, noch einmal die Hand!" Sie taten es, aber so willenlos und lässig, daß die drei Hände kalt voneinander abglitten und abfielen wie Bleihände. Sollen wir denn wirklich das Torenwerk beginnen?" sagte Jobst und wischte sich die Augen, welche anfingen zu träufeln. Ja," versetzte der Bayer, sollen wir wirklich laufen und springen?" und begann zu weinen. Und Sie, allerliebste Jungfer Bünzlin?" sagte Jobst heulend, wie werden Sie sich denn verhalten?" Mir geziemt," antwortete sie und hielt sich das Schnupftuch vor die Augen, mir geziemt zu schweigen, zu leiden und zuzusehen!" Der Schwabe sagte freundlich und listig: Aber dann nachher, Jungfer Züsi?" O Dietrich!" erwiderte sie sanft, wissen Sie nicht, daß es heißt, der Zug des Schicksals ist des Herzens Stimme?" Und dabei sah sie ihn von der Seite so verblümt an, daß er abermals die Beine hob und Lust verspürte, sogleich in Trab zu geraten. Während die zwei Nebenbuhler ihre kleinen Felleisenfuhrwerke in Ordnung brachten und Dietrich das gleiche tat, streifte sie abermals mit Nachdruck seinen Ellbogen oder trat ihm auf den Fuß; auch wischte sie ihm den Staub von dem Hute, lächelte aber gleichzeitig den andern zu, wie wenn sie den Schwaben auslachte, doch so, daß es dieser nicht sehen konnte. Alle drei bliesen jetzt mächtig die Backen auf und sandten große Seufzer in die Luft. Sie sahen sich um nach allen Seiten, nahmen die Hüte ab, wischten sich den Schweiß von der Stirn, strichen die steif geklebten Haare und setzten die Hüte wieder auf. Nochmals schauten sie nach allen Winden und schnappten nach Luft. Züs erbarmte sich ihrer und war so gerührt, daß sie selbst weinte. Hier sind noch drei dürre Pflaumen," sagte sie, nehmt jeder eine in den Mund und behaltet sie darin, das wird euch erquicken! So ziehet denn dahin und kehret die Torheit der Schlechten um in Weisheit der Gerechten! Was sie zum Mutwillen ausgesonnen, das verwandelt in ein erbauliches Werk der Prüfung und der Selbstbeherrschung, in eine sinnreiche Schlußhandlung eines langjährigen Wohlverhaltens und Wettlaufes in der Tugend!" Jedem steckte sie die Pflaume in den Mund, und er sog daran. Jobst drückte die Hand auf seinen Magen und rief: Wenn es denn sein muß, so sei es in Himmels Namen!" und plötzlich fing er, indem er den Stock erhob, mit stark gebogenen Knien mächtig an auszuschreiten und zog sein Felleisen an sich. Kaum sah dies Fridolin, so folgte er ihm nach mit langen Schritten, und ohne sich ferner umzusehen, eilten sie schon ziemlich hastig die Straße hinab.