Die Buche lachte, und der Buchfink lachte, und der ganze Wald lachte.
Aber die Ameise schien sich nicht das geringste daraus zu machen.
Sie war die Älteste im Hügel. Darum kam sie als erste hervor und kommandierte die andern zur Arbeit. Im Augenblick wurden alle Türchen des Hügels geöffnet, und es wimmelte von Ameisen. Sie besserten aus, was im Laufe des Winters in Stücke gegangen war. Sie sammelten Nahrung ein, lüfteten und machten rein, und schließlich trugen sie die Puppen in den Sonnenschein hinaus.
Einige von den Puppen waren größer als die andern, und sie wurden von den Ameisen mit besonderer Ehrfurcht behandelt, denn es sollten Königinnen daraus werden. Und nach einer gewissen Zeit barst das Puppengehäuse, und nun wollte die Untertänigkeit kein Ende nehmen.
„Was ist das alles?“ sagte die größte der jungen Königinnen, um sich schauend.
„Das ist Ew. Majestät Welt!“ erklärte die alte Ameise. „Das alles ist geschaffen, um die hohe Seele Ew. Majestät zu erfreuen. Wenn Ew. Majestät geruhen, werde ich die vornehmsten Wesen vorstellen.“
„Stell’ vor!“ gebot die Königin.
„Da ist erstens die Buche, Ew. Majestät,“ sagte die Ameise.
„Ist sie mein?“ fragte die Königin.
„Sie ist für die Ameisen geschaffen, also in allererster Linie für Ew. Majestät. Auf ihrem Stamm läuft es sich angenehm glatt auf und nieder. Hier und da findet sich Moos, darin sind Milben und anderes Gewürm als Nahrung versteckt, falls Ew. Majestät geruhen sollten, das Frühstück im Grünen einzunehmen.“
„Sehr schön,“ sagte die Königin.
„Ew. Majestät geruhen zu beachten, daß die Buche grün ist,“ sagte die Ameise. „Sie hat die gleiche Farbe wie der allergrößte Teil der Natur. Grün ist nämlich so gut für die Augen — für die Augen Ew. Majestät. Ferner wollen Ew. Majestät den Buchfink beachten, der dort drüben im Busch seine Triller schlägt. Er und eine Menge andrer Vögel bilden die Hofkapelle Ew. Majestät. Die Musik ist so wunderbar gut für die Verdauung. Auch gut, um dabei einzuschlafen. Und dann für festliche Gelegenheiten. Zum Beispiel nun, da Ew. Majestät geruhten, das königliche Puppengehäuse zu verlassen und die Regierung zu übernehmen. Das nennt man Frühling!... Warum weiß ich nicht, aber der Name enthält zweifellos irgendeine Andeutung auf einen Vorgang in der Geschichte der Ameisen. Dann singen die Vögel besonders schön. Gleichzeitig kommen hübsche Blumen aus der Erde hervor. Die Knospen der Bäume springen auf... kurz, es ist ein wahres Volksfest zu Ehren Ew. Majestät. Und damit alle froh sein sollen, ist man auf so mancherlei verfallen. So[S. 289] zum Beispiel bekommen die Vögel ihre Jungen; andere, tieferstehende Insekten verlassen gleichfalls ihr Puppengehäuse in aller Dürftigkeit. Und noch vielerlei anderes.“