„Wir sind Fürsten von Gottes Gnaden,“ sagte der Winter. „Wir haben die Erde unter uns verteilt,[S. 279] so daß ein jeder von uns den vierten Teil des Jahres über herrscht. Wir haben den Vertrag eingehalten, den wir miteinander geschlossen haben, aber das Land ist nicht mehr unser.“
„Das ist wahr,“ erklärte der Sommer.
„Wir sind nicht mehr Herren im Lande,“ versicherte der Winter. „Die Menschen haben die Macht an sich gerissen.“
Der Sommer nickte wieder, der Herbst beugte sein Haupt ein klein wenig vor, der Frühling aber summte seine Melodien und schaute über das Land hin, als ob er gar nicht zuhörte. Aber der Winter fuhr fort:
„Ich weiß nicht, woher sie gekommen sind. Sie müssen zu dem Gewürm gehören, das der Frühling aus der Erde hervorlockt mit seinem Gesang, und das der Sommer lebendig erhält. Aber so viel weiß ich: sie sind da, sie wimmeln auf dem Lande umher, und mit jedem Jahr werden es ihrer mehr und mehr.“
„Das ist wahr,“ sagte der Sommer.
Der Herbst nickte mit dem Kopf, aber der Frühling spielte und sang.
„So ist’s,“ sagte der Winter, „und ich kann ihnen nicht zuleibe. Sie sind mir zu klug, und sie sind jedesmal klüger geworden, wenn ich sie wieder zu sehen bekomme. Vergebens schick’ ich ihnen meine bitterste Kälte, meinen heftigsten Sturm. Sie haben Häuser gebaut, worin sie warm und geschützt sitzen und den Sturm wüten lassen. Sie zünden Feuer an, um sich warm zu halten, und sie haben sich dicke, wollne Kleider verfertigt... für Leib und Glieder, Hände und Füße. Und nicht[S. 280] genug damit! Die Tiere, die sie gebrauchen können, nehmen sie zu sich in die Häuser. Wälze ich meinen Schnee auf die Erde herab, so daß er bis zum Dach ihrer Häuser hinan liegt, so schieben sie ihn beiseite und bahnen sich Pfade und Wege hindurch. Verwandle ich das Wasser zu Eis, so schlagen sie das Eis in Stücke, wenn’s ihnen paßt, oder sie setzen Eisen unter ihre Füße und laufen darüber weg und machen sich obendrein ein Vergnügen daraus.“
„Es ist wahr,“ sagte der Sommer. „Die Menschen haben jetzt die Macht in Händen.“
Aber der Winterfürst hatte seine Klage noch nicht beendet.