Schneeweißchen, bing bang,
Schneewittchen, kling klang,
fallet sacht hernieder!
Der Winter war auf den Bergen, aber sein Gesicht verdeckten schwere, dem Bersten nahe Wolken, die darauf lauerten, all die Bosheit freizulassen, die sie in sich trugen.
Von Zeit zu Zeit trennten sich die Wolken ein wenig voneinander, aber nur auf einen Augenblick. Und wenn das geschah, funkelten die schneebedeckten Gipfel in der Sonne, so daß man nichts anderes sehen konnte, und auch sie selbst vermochte man anzuschauen. Und selbst wenn der Sturm ganz wild über das Tal dahinfuhr, wenn der Fluß aufschäumte und die Bäume knackten und brachen und fielen, selbst dann lagen die Wolken schwer und dicht vor dem Gesicht des Winters.
Zuweilen lösten sich einige von ihnen im Nebel auf, der in das Tal hinabschwebte und es ganz[S. 266] ausfüllte. Aber das war ein anderer Nebel als der, den der Frühling über das Land legte. Aus ihm blühten keine Veilchen hervor, in seinem Schoß war keine Frucht geborgen, keine Sehnsucht und kein Leben. So kalt war er, als gäbe es gar keine Sonne hinter ihm.
Manchmal regnete es in dichten, endlosen Strömen, tagaus, tagein. Der Wind peitschte den Regen dem Hasen und Hirsch in die Augen, daß sie sich verstecken mußten, wo sie gerade konnten. Die braunen Mäuse konnten kaum die Nase vor ihre Tür stecken, und die Spatzen saßen zerzaust und verzagt unter den blattlosen Sträuchern. Aber die Krähen wiegten sich unentwegt auf den höchsten Zweigen und hielten den Schnabel steif in den Wind, damit der ihnen nicht unter die Federn blasen sollte.
Manchmal schneite es auch. Aber es war ein schlechter, schläfriger Schnee, der schmolz, sobald er zu Boden fiel.
In der Nacht heulte der Wind in den Bergklüften und die Eule im Walde. Die welken Blätter spielten Haschen und raschelten wie Gespenster, und die Zweige der Bäume bogen sich traurig hin und her, hin und her.
Und mochte es schneien oder regnen, oder mochte es bloß neblig sein, mochte es Tag oder Nacht sein, stets lag das Tal in gräßlichem Morast da, und in den Bergen lauerten die Wolken. Die welken Grashalme auf der Wiese schwankten verzweifelt im Winde. Die Wellen des Flusses liefen verbittert und kalt dahin.
Und eines Nachts fror es.
Auf dem Morast bildete sich eine dünne Rinde, die der Hirsch mit seinen Hufen durchbrach, aber der Hase lief darüber weg. Den träumenden Igel schauderte es, die Efeublüten verwelkten, und die Pfützen bekamen eine Eisdecke.