Und Amsel und Drossel schnatterten lustig im Gebüsch, das von Beeren leuchtete, und tausend Spatzen fielen mit ein.
In der Nacht war es ganz still. Der Hirsch ging lautlos über die Wiese und spähte mit erhobenem Geweih. Der Vogel saß irgendwo und[S. 256] schlief, das Köpfchen unter dem Flügel; der Wind getraute sich kaum, in dem vergilbten Laube zu flüstern. In ferner Ruhe funkelten die Sterne. Und dann fielen die Blätter.
Während sie sich von den Zweigen lösten, während sie die Luft durchschwirrten und zu Boden fielen, seufzten sie leise und erfüllten den Wald mit seltsamen Klagelauten. Aber niemand konnte sie hören, der nicht seine eigene Hoffnung hatte sterben sehen.
Aber am nächsten Morgen leuchteten die, die übrig geblieben waren, noch stärker, und sie lachten in der Sonne, als hätten sie sich nie so wohl gefühlt. Die Birke kokettierte im Moor, und die kleinen, kleinen Pflanzen an der Hecke bildeten sich viel ein auf ihre roten Blätter. Buche und Eiche änderten jeden Tag irgend etwas an ihrem Gewand, so daß es noch phantastischer wurde. Die fallenden Blätter flogen von dem einen Baum zum andern und blieben dort liegen, so daß das ganze schließlich ein einziger Wirrwarr war.
Aber am allerrotesten flammte der wilde Wein, und in der alten abgestorbenen Eiche machten die Krähen jeden Abend einen solchen Spektakel, daß man überhaupt nichts hören konnte. Die Drosseln gackerten, die Sperlinge schrien, und der Wind lief vom einen zum andern und fachte die gute Laune an. Hoch vom Himmel blickte die Sonne mild auf das alles herab.
Und der Herbst nickte vergnügt und ließ seinen bunten Mantel im Winde flattern.
„Ich bin der geringste der vier Fürsten und kaum Herr in meinem eigenen Lande,“ sagte er.[S. 257] „Ich diene zwei eifrigen Herren und muß ihnen zu Gefallen sein. Aber so weit reicht meine Macht denn doch, daß ich euch ein paar vergnügte Tage verschaffen kann.“
Und er setzte das Horn an den Mund und lud zum Feste ein. Und alle kamen.
Aber während die Lustigkeit auf ihrem Höhepunkt und das Land voller Lärm war wie in den schönsten Tagen des Sommers — da irrten sich zwei in der Zeit.
Das waren der Kirschenbaum und die Erdbeere.
Sie fanden, daß die Sonne so merkwürdig warm schien, und sahen, wie froh alle waren. Da vergaßen sie sich und öffneten vorsichtig ihre weißen Kronen. In demselben Augenblick aber erschauerten sie, denn es war ja kälter, als sie gedacht hatten.