Aber er setzte das Horn an den Mund und blies, daß es über das Tal hinklang:
„In Berg und Tal
zum erstenmal —
zum erstenmal
erschallen meine Klänge:
Septemberzeit
im Bronzekleid
zeugt Pilze bunt
auf weitem Rund
in seltsamem Gedränge.“
Mit seinen ernsten Augen schaute der Herbst über das Tal. Aber als das letzte Echo der Töne verklungen war, hob er den bunten Mantel in der Sonne, nickend und lachend.
Und während der Himmel so hoch war wie nie zuvor und die Luft leicht und die See blau, während die Berge sich klar vom Horizont abhoben, unterwarf sich das Land gehorsam der Herrschaft des Herbstes.
Begonnen hatte es in der Nacht, als der Sommer fortzog. Ein gelbes Blatt hier, ein braunes Blatt dort, aber niemand hatte es beachtet. Jetzt ging es schneller, und während der Tag verstrich, kamen immer mehr Farben hervor und ein immer schärferer Glanz.
Die Linde wurde hell und die Buche bronze[S. 255]farben, aber der Holunder wurde noch schwärzer als vorher. Die Glockenblumen läuteten mit weißen Glocken wie vorher mit blauen, und der Kastanienbaum segnete alle Welt mit seinen fünf gelben Fingern. Der Vogelbeerbaum warf die Blätter ab, damit alle die wunderschönen Beeren bewundern sollten, von der wilden Rose her nickten Hunderte von Hagebutten, und der wilde Wein loderte über der Hecke in hellen Flammen.
Weich und grün wuchs das Moos, und die Pilze schossen in einer Nacht hervor. Sonderbare, weiche, blasse Burschen waren es, und giftig und neidisch sahen sie aus. Aber einige von ihnen hatten einen scharlachroten Hut auf dem Kopfe, und alle waren des Lebens von Herzen froh.
Aber der Zeisig konnte keine Fliege finden und beklagte sich jämmerlich darüber.
„So reise denn!“ sagte der Herbst. „Deine Zeit ist abgelaufen, und ich habe Vögel genug.“
Und fort zogen Zeisig, Hänfling und viele andere. Der Herbst aber setzte das Horn an den Mund und blies:
„Die schönsten Dinge von der Welt
rings auszustreu’n dem Herbst gefällt:
Äpfel, Beeren, Nüsse, Wein.
Farben bunt und wunderfein
schmücken sein gewaltig’ Zelt.“