Die schönsten Dinge von der Welt
rings auszustreu’n dem Herbst gefällt:
Äpfel, Beeren, Nüsse, Wein.
Farben bunt und wunderfein
schmücken sein gewaltig Zelt.
Ganz oben auf einem der Hügel im Westen stand der Herbstfürst und schaute mit seinen ernsten Augen über das Land hin.
Sein Haar und sein Bart waren graugesprenkelt, und seine Stirn hatte Falten. Aber schön war er doch, aufrecht und stark. Sein prächtiger Mantel leuchtete rot, grün, gelb, braun und flatterte im Winde. In der Hand hielt er sein Horn.
Er lächelte wehmütig und stand eine Weile da und lauschte dem Kampf, dem Gesang und dem Geschrei. Dann hob er das Haupt, setzte das Horn an den Mund und blies eine lustige Fanfare:
„Der Sommer von hinnen zieht,
das Herbsthorn erschallt,
und üppig die Heide blüht.
Der Wind mit der Peitsche knallt,
das Laub fällt im Wald.“
Alle Bäume im Walde erbebten von der Wurzel bis zum Wipfel; sie wußten selbst nicht, warum. Ein Frösteln überlief alle Vögel, und sie verstummten. Der Hirsch auf der Wiese hob erstaunt sein Geweih und lauschte. Die roten Blätter des Mohns flogen im Winde dahin.
Aber auf den Bergen, auf den kahlen Hügeln und tief im Moor erblühte das Heidekraut und leuchtete rot und schön in der Sonne. Und die Bienen flogen von den verblichenen Wiesenblumen fort und verbargen sich in den Erikafeldern.
Aber der Herbst setzte wieder sein Horn an den Mund und blies:
„Seht, nun herrscht der Herbst mit Macht
in der schönsten bunten Pracht —
endet des Sommers ewigen Streit,
kündet des Winters eiserne Zeit,
ruft den Weidmann zu fröhlicher Jagd.“
Der Sommerfürst stand still und hob die Augen nach Westen hin. Und der Herbst setzte das Horn ab und verneigte sich tief vor ihm.
„Sei mir willkommen!“ sagte der Sommer.
Er ging ihm einen Schritt entgegen, einen und nicht mehr, wie es sich für den Größeren ziemt. Aber der Herbstfürst kam über die Hügel hinab und verneigte sich abermals tief.