Da erbrauste es plötzlich über den Hügeln, daß alle den Atem verloren. Die Bäume neigten sich im größten Entsetzen, der Fluß hob sich und sprang davon wie ein Roß, das sich bäumt und wild wird.
Da klang es, als liefen tausend leichte Füße über die Erde hin... das waren die ersten Regentropfen. Im nächsten Augenblick stürzte der Regen herab, und jeder Laut ging unter in seinem Geplätscher.
Ein sehr starker Blitz folgte, so daß man alles sehen konnte, aber aller Augen wurden geblendet. Dann trat das tiefste Dunkel ein, und der Donner rollte, daß die Berge bebten.
Aber durch den Donner hindurch tönte die Stimme des Sommers, und niemand hatte je eine so starke Stimme vernommen:
„Ich bin es... der Sommer, der die Herrschaft über das Land übernimmt. Mein ist der Donner, der überm Tale brüllt. Hört ihr... das Echo rollt von den Bergen... die Erde dröhnt unter meinem Fuß... der Sommer kommt.“
Der Donner hörte auf, aber der Regen fuhr fort zu strömen. Aber durch ihn hindurch sprach die[S. 236] Stimme des Sommers, und noch nie hatte jemand eine so milde Stimme vernommen:
„Ich bin es... der Sommer, der die Herrschaft übernimmt. Was grün ist, soll noch grüner werden, das Schöne noch tausendmal schöner. Der Duft der Blumen soll süßer, der Klang des Vogelgetrillers tiefer und voller werden. Der Tag soll früher im Osten aufstehen und heller und wärmer sein, die Nacht kühl und still, und der Wonne am Morgen und des Friedens am Abend soll kein Ende sein.“
Als der Sommer so gesprochen hatte, während alles im Tale sich vorbeugte, lauschte und verstand, schwieg der Donner, und der Regen ließ nach.
Hoch und strahlend durchschritt der Sommerfürst sein Reich.
Wohin er kam, da teilten sich die Wolken und schwanden nach Ost und West hinter den Hügeln. Der Himmel wurde wieder klar, und die Wassertropfen, die an jedem Zweige und jedem Halme hingen, glänzten in der Sonne. Die Blüten öffneten sich, die Vögel kamen unterm Laub hervor, der Hirsch verließ sein Versteck und tauchte das Maul in das weiche Gras.
Aber als die letzte Wolke verschwunden war und die Sonne den letzten Wassertropfen weggetrocknet hatte, als jede Spur des Unwetters getilgt war, da war es doch nirgendwo so wie vor dem Gewitter im Tal.
Es kamen mehr Blumen und neue Blumen hervor, und ihr Duft war süßer und ihr Glanz größer, wie der Fürst des Sommers es verkündet[S. 237] hatte. Aber es war, als wären alle ernster geworden.