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德语自然历史童话:Die Blumen.-10
日期:2023-12-25 11:23  点击:213

Es klang weit über das Feld hin, denn alle die Roggenhalme antworteten gleichzeitig, und sie alle bogen ihre Ähren nach derselben Richtung; sie hielten immer gute Kameradschaft und waren stets der gleichen Meinung.

 

„Na, na,“ sagte die Lichtnelke. „Brauchst dich doch nicht so wichtig zu machen! Der Tag kommt wohl auch noch, wo du Verwendung für ein paar Bienen oder einen Schmetterling hast.“

 

„Nein, niemals... niemals... niemals!“ tönte es über das Roggenfeld hin.

 

„Sooooo?“ sagte die Lichtnelke verblüfft. „Dann versteh’ ich eigentlich nicht, was ihr mit euren Eiern und eurem Staub anfangt, wo ihr doch so viele seid. ... Ihr seid ja gewiß über hundert!“

 

„Wir sind eine Million!“ erwiderte der Roggen.

 

Und wieder klang es über das ganze Feld hin, so daß es im Walde widerhallte:

 

„Eine Million... eine Million... eine Million!“

 

Es dauerte eine Weile, bis die Lichtnelke ihre Fassung wiedergewann. So überwältigt war sie. Aber kurz darauf sagte sie demütig:

 

„Will mir nicht einer von euch erzählen, wie ihr es anfangt, wenn ihr euch nicht der Bienen und Schmetterlinge bedient? Aber wenn’s geht, nur[S. 201] einer! Ich bin eine einsame Lichtnelke, und mir wird immer ganz unheimlich zumut, wenn ihr alle zugleich sprecht!“

 

Einen Augenblick war es ganz still im Roggen, und die Lichtnelke wartete auf die Beantwortung ihrer Frage. Dann flüsterte einer von den Roggenhalmen, die zunächst standen:

 

„Für euch ist’s eine Kleinigkeit, die Insekten zu bewegen, euern Staub zu besorgen, denn ihr seid ja nur ein paar! Aber unser Geschäft ist zu groß dazu. Bei uns wird das ganze an einem einzigen Tage abgemacht, ja manchmal in ein paar Stunden! Wir bedienen uns der Kraft des Windes, weißt du?“

 

„Soooooo?“

 

„Was tun sie?“ fragte die Nachtviole, die voll Interesse zugehört hatte.

 

Die Lichtnelke erzählte es ihr, und beide waren ebenso klug wie zuvor. Aber dann flüsterte der Roggenhalm wieder:

 

„Wenn der Staub reif ist, wachsen alle unsere Staubgefäße aus der Ähre hervor. Das geht mit der größten Geschwindigkeit vor sich. Die Staubbeutel baumeln in der Luft, und es kommt darauf an, die Zeit zu benutzen. Wenn die Sonne recht milde scheint und keine Regenwolken am Himmel stehen, wenn es so gut wie ganz still ist, dann springen die Staubbeutel auf, und der Staub fällt heraus, wogt über dem Felde hin und her und fällt auf die Stempel.“

 

„Ihr seid ja die richtigen Großkaufleute,“ meinte die Lichtnelke.

 

„Da muß aber eine Menge Staub verlorengehen,“ sagte die Nachtviole.

 

„Allerdings,“ flüsterte der Roggenhalm. „Aber[S. 202] damit rechnen wir von vornherein, wir haben genug Staub zur Verfügung. Morgen fängt die Sache an... gebt acht, dann steht eine ganze Wolke über dem Felde.“

 

„Morgen ist unser Laden geschlossen,“ erklärte die Lichtnelke. „Wir müssen dir also auf dein Wort glauben.“

 

„Schade, daß der Buchfink nicht da ist,“ sagte die Nachtviole. „Er war so neugierig... hier hätt’ er was erfahren können!“

 

In dieser Nacht sprachen die Nachtblumen nicht mehr miteinander, sondern sie sangen ihre Lieder und besorgten ihre Honigläden; der Dämmerungsfalter und der Nachtfalter flogen hin und her. Der Roggen aber wogte und flüsterte.

 

Als der Morgen graute, schlossen die Nachtviole und die Lichtnelke ihre Blüten und schützten sich, so gut sie konnten. Und die Sonne ging auf, und ihre Strahlen pochten an die Türen der wilden Tagblumen.

 

„Heraus mit euch, ihr Siebenschläfer!“ riefen die Strahlen.

 

Und die wilde Rose an der Hecke und der Löwenzahn am Grabenrande, das Leinkraut, die Butterblume, die wilde Möhre und alle die anderen bekamen Tau in die Augen, und ihre Blüten entfalteten sich. Bienen, Hummeln, Fliegen und Schmetterlinge kamen hervor und summten in der Luft. Die Blumen dufteten und leuchteten, und der Markt war in vollem Gange.

 

Es wurde Herbst, und an der Hecke, wo die wilde Rose stand, sah es ganz anders aus als früher.

 

Abschied der Studenten

 

Es waren fast keine Blumen mehr da. Das heißt, sie waren da, aber sie blühten nicht mehr. Statt der gelben, roten, blauen und weißen Blumenblätter trugen sie jetzt graue und braune Früchte. Darin lagen die Samen und warteten auf die Zeit, da sie ganz reif sein und in die Welt hinaus wandern würden.

 

Es gab auch keine Schmetterlinge mehr, keine Bienen und Hummeln und nur sehr wenige Fliegen; diejenigen, die noch vorhanden waren, hatten matte Beine und Flügel. Der Roggen auf dem Felde war gemäht und in die Scheune eingebracht — die ganze Million Roggenhalme war verschwunden. Der Bauer war damit beschäftigt, das Stoppelfeld umzupflügen, und seinem Pfluge folgten schwarze Saatkrähen und weiße Möwen, die schrien und mit den Flügeln um sich schlugen, während sie die Larven aus der Erde hervorzupften. 

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