„Ja, dann muß es um die andern allerdings schlimm bestellt sein,“ meinte der Löwenzahn.
„Ich kann wirklich in der Morgenstunde nicht so viel vertragen,“ begann die Rose von neuem. „Lache ich noch einmal so stark, dann fallen alle meine Blätter ab. Und das geht nicht, denn heute ist das Wetter danach, Geschäfte zu machen.“
„Ja, ich bin bereit,“ sagte die Glockenblume und läutete mit ihren Glöckchen „Honig hab’ ich genug, und meine Staubgefäße springen auf, sobald ein Fliegenbein daran rührt.“
„Seht, wie ich all meine kleinen Blüten zusammengestellt habe!“ sagte der Löwenzahn vergnügt. „Hat einer von euch jemals einen so niedlichen Blumenkorb gesehen?“
„Den Kniff kennen wir,“ rief die wilde Möhre, die an der Hecke neben der Rose stand, in stolzer Haltung... „Ich mach’s ebenso... Wollt ihr einen Schirm sehen, der wert ist, daß man ihn anschaut? Ließe ich meine Blüten einzeln sitzen, so könnten sie lange warten, bis man sie entdeckte. Aber nun, denke ich, geht es. Ich bin auch auf den Einfall gekommen, mitten in meinem weißen Schirm eine rote Blüte anzubringen. Sie ist ganz unfruchtbar und nichts wert, es ist die reine Reklame. Die Tiere kommen und betrachten sich die Sache. Ja, man muß sehn, wo man bleibt, bei dieser gefährlichen Konkurrenz!“
„Ich bin nicht für so einen offenen Laden,“ sagte das gelbe Leinkraut, das seine Blütenkrone dicht geschlossen hielt. „Ich lege keinen Wert darauf, daß Fliegen und dergleichen kleines Getier von der Straße in mich hineinrennen. Mein Honig ist nur für eine ordentliche Hummel feil, die die Kräfte hat, mich zu öffnen.“
„Zum Kuckuck mit all euren Kniffen!“ sagte die wilde Rose an der Hecke. „Ich habe so etwas Gott sei Dank nicht nötig. Ich habe ein altes, reelles Geschäft, das für jede anständige Person offen steht. Und meine Blüten sind so groß und schön, daß die Biene, die sie nicht sehen kann, auf allen ihren sechstausend Augen blind sein muß. Ich hab’ nicht einmal Honig abzugeben.“
„Wie?“ rief der Löwenzahn.
„Was sagst du?“ fiel die Kornrade ein.
„Ist es möglich?“ schrien die Nelke, das Labkraut und die Kamille.
Und das Leinkraut gähnte ein klein wenig vor Verwunderung und fragte:
„Was hast du denn den Bienen zu bieten?“
„Ich hab’ meinen Blütenstaub,“ erwiderte die Rose. „Den brauchen sie als Bienenbrot. Du weißt: für ihre Kinder. Und ich habe so reichlich davon, daß es nichts ausmacht, ob ein ganz Teil in die Binsen geht.“