Es war Frühsommer.
Mit den Anemonen und Veilchen war’s vorbei. Der wilde Rosenstrauch an der Hecke stand in voller Blüte, und die Butterblume am Grabenrand leuchtete über das ganze runde, gelbe Gesicht. Auch viele andere Blumen waren schon aufgeblüht, und die übrigen wollten ihnen gerade folgen. Das Getreide auf dem Felde stand hoch, und im Walde sangen die Vögel.
Die Landstraße entlang gingen drei Studenten.
Sie hatten die Mütze im Nacken, die Pfeife im Munde und den Stock in der Hand. Über der einen Schulter hing die Reisetasche, über der andern die Feldflasche. Sie marschierten im Takt und stampften auf, so daß eine Staubwolke sie einhüllte. Denn sie waren ja so jung, so jung...
Und dann sangen sie:
„Vier Mark für ein Paar Sohlen,
acht Mark für Oberleder — —
nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Oberleder kriegst du nicht, Brüderlein!“
Als sie auf dem Hügel, just vor dem wilden Rosenstrauch, angelangt waren, stand der eine von ihnen still.
„Halt!“ sagte er.
Die beiden andern gehorchten, und der erste nahm die Mütze vom Kopf, bohrte den Stock in die Erde am Grabenrand und hängte die Mütze daran. Die andern folgten seinem Beispiel. Dann zog er mit den Zähnen den Kork aus seiner Feldflasche, schwenkte die Flasche hoch in der Luft und hielt eine Rede.
„Ein Hurra dem Frühling!“ begann er. „Er ist grün, er ist gut, und er gehört den fröhlichen Studenten. Im Frühling blühen die Schuljungen auf und werden Füchse. Und die Knospen des Waldes springen auf. Und die Rose, das Veilchen, die Nelke und das Maiglöckchen, sie alle blühen auf, um vor den Augen des Studenten zu leuchten und ihm Wohlgeruch in die Nase zu senden. Du wildes Röslein an der Hecke! Der Student weiß recht gut, daß du vor ihm errötest, und dankt dir. Hab’ Dank, du gelbe Butterblume, du tust, was in deinen Kräften steht![S. 187] Und auch du hab’ Dank, du langsames Heidekraut, das noch nicht mitgekommen ist! Wir wissen, daß auch deine Zeit kommt, und danken dir. Euch allen danken wir. Hurra!“