„Dann würden wir ja alle in Heringen ertrinken,“ meinte der Pfarrer.
„Pah!“ entgegnete der Doktor. „Sehen Sie mal, wie die Möwen und Wale und Haie dort fressen. Und niemand sieht, was die Dorsche unter dem Wasser ausrichten; aber das sind gerade die allergefräßigsten von allen. Nicht der hundertste Teil von allen diesen Heringen gelangt in die Salztonnen des Kaufmanns.“
„Aber dann kommen ja neue,“ sagte der Pfarrer. „Sie sind ja so klug, Herr Doktor. Ich denke, Sie sagten, jeder Hering lege 30000 Eier. Wieviele davon werden denn groß?“
„Zwei,“ war die Antwort.
„Zweitausend?“ fragte der Pfarrer.
„Zwei,“ wiederholte der Doktor.
„I, das glaube ich nicht,“ sagte der Pfarrer. —
Dann ging man an den Strand. Die Boote wurden ins Wasser geschoben, und der Fang begann.
Man konnte sich nicht erinnern, daß der Ertrag je so reich ausgefallen war. Die Netze, die man aus dem Wasser zog, waren bis an den Rand gefüllt, so daß die Boote fast kenterten. Die Frauen arbeiteten vom Morgen bis zum Abend, um die Tiere aus den Maschen zu ziehen. Das ganze Dorf glänzte wie Silber vor lauter Heringsschuppen. Man sah und roch nichts als Heringe.
Aber das war gut, denn der Hering bedeutet Nahrung, Kleidung und Reichtum.
Es kamen Dampfer, bloß um die vielen tausend Tonnen mit gesalzenen Heringen abzuholen. Der Kaufmann verbrauchte all das Salz, das er hatte, und mußte sogar noch mehr holen lassen. Die Fischer bezahlten ihm ihre Schulden und kauften sich Branntwein und Tabak und Garn für neue Netze und Speck für den Winter und ein neues Tuch für ihre Frauen und alles, was ihr Herz begehrte.
Über einen Monat dauerte der Heringsfang. Als er zu Ende war, da waren alle fröhlich und guter Dinge.
„Gott hat euch eure Sünden vergeben!“ sagte der Pfarrer.
„Das Wasser hatte die richtige Wärme und war salzig genug, und der Meeresboden hatte die richtige Beschaffenheit,“ sagte der Doktor.
Aber Ole meinte: „Die Wale und Möwen sind zur rechten Zeit gekommen.“