Das geschah an der Südseite des Gartens, wo ein Bretterzaun stand, der aus den Planken gestrandeter Schiffe hergestellt war. Der Zaun war mit starken Pfählen eingerammt, doch unter den Brettern war eine kleine Öffnung, aus der das Erdreich hervorschaute und dem Sand in sein weißes Gesicht starrte.
Hier beginnt die Geschichte. Der, der sie erzählt, hat sie mit seinen eigenen Ohren mitangehört; denn er hat sowohl innerhalb des Bretterzauns im Schatten der Bäume gesessen, als auch draußen gelegen, wo der weiße Sand regiert. Und er hat selber das Loch unter dem Zaune gesehen und alle die seltsamen Wesen, die in dieser Geschichte auftreten.
Sobald am Morgen die Sonne aufging, begann die Erde allerhand anzügliche Reden, die den Sand ärgern sollten und es auch taten.
Wenn der Sand diesen Morgengruß hörte, gebärdete er sich wie verrückt und rief:
„Lieber Wind, lieber Wind! Nimm mich, heb’ mich, feg’ mich!“
„Mit Vergnügen!“ erwiderte der Wind.
Und dann fuhr der Sand wie ein Rasender gegen den Zaun; aber das half ihm nichts, denn[S. 143] der Zaun stand fest und wich keinen Finger breit; und wenn auch etwas Sand in den Garten hinabwehte, so lachte die Erde doch bloß darüber. Denn sie wußte, daß nach einem Weilchen der alte Mann mit seiner Schaufel kommen und den naseweisen Sand dahin zurückwerfen würde, von wo er gekommen.
Es dauerte nicht lange, so lief der Wind weiter, an andere Stellen, wo er auch zu tun hatte, oder legte sich in das Sandhaargras und flüsterte. Der Sand beruhigte sich dann auch wieder, lag mit sonderbaren, ärgerlichen Streifen und Runzeln da und dachte über die Dinge nach.
„Eigentlich weiß ich nicht, worauf du dir so viel einbildest,“ sagte er. „Warum sind deine Rosen und dein Gras besser als mein Sandhaargras? Hast du nicht meine kleinen Weidenbüsche gesehen? Und mein Mannstreu und meinen Strandkohl?“
„Singe mir etwas davon vor,“ erwiderte die Erde. „Warum singst du nicht ein Liedchen von deinem Reichtum?“
„Das kann ich nicht,“ sagte der Sand sehr traurig.
„Siehst du, das kannst du nicht!“ triumphierte das schwarze Erdreich und dehnte sich fett und üppig. „Das ist es eben. Vom Mannstreu und vom Sandhaargras kann man kein Liedchen singen. Es liegt keine Poesie darin. Von Rosen aber und grünen Bäumen, davon kann man singen. Die Vögel — —“
„Ich habe auch Vögel!“ rief der Sand. „Möwen und Seeschwalben und viele andere.“