So ungeduldig sie auch alle darauf waren, zu hören, was die beiden letzten Dukaten zu berichten hatten, mußten sie doch lange warten.
Denn jetzt war der Winter in das öde Land eingezogen.
Es kamen Stürme und Schnee und Eis, und zwar diesmal ärger als je zuvor. Fuchs und Bär fror es in ihrem Winterversteck, die Vorräte der Maus gingen zur Neige, und auch der Adler litt unter der Kälte. Der Frost ging so tief in die Erde hinab, daß die Wurzeln der Gräser erfroren; und die Samen, die dalagen und auf den nächsten Sommer warteten, nahmen Schaden an ihren Keimen. Eisen, Blei, Silber und Kupfer lagen tief versteckt unter fußhohem Schnee... Die fünf Dukaten waren ganz verschwunden. Man hätte glauben sollen, daß sie nie wieder zum Vorschein kommen würden. Denn wenn der Sturm wütete, lösten sich oft große Felsblöcke, die auf das Tal herabstürzten, so daß mehr unter ihnen begraben werden konnte als fünf kleine Goldstücke. Aber eine Geschichte mag so lang sein, wie sie will, sie nimmt[S. 134] schließlich doch ein Ende. Und der Winter mag noch so streng sein, es folgt doch ein Sommer darauf.
Die Sonne kam wieder hervor, der Schnee schmolz, die Bäche tauten auf; und die Keime, die der Frost in der armseligen Erde verschont hatte, schossen auf und grünten, so gut sie konnten. Die metalle kamen wieder zum Vorschein, rostig und mit Kies und Sand bedeckt. Und auch die fünf Dukaten lagen wieder da; und man konnte ihnen nicht ansehen, was über ihre Köpfe dahingegangen war. Ihr Glanz war unvermindert.
„Gold bleibt Gold!“ sagte der Adler. „Alles Echte hat Bestand. Darum ist das Gold das vornehmste von allen metallen, weil es nie rostet und sich nicht abnutzt.“
„Das tue ich auch nicht,“ sagte das Silber.
„Du bist ja an den Kanten ganz angelaufen. Schlecht bist du nicht, aber vor dem Golde mußt du zurückstehen.“
„Ich bin der stärkste von uns allen,“ sagte das Eisen.
„Du Ärmster!“ rief der Adler. „Du bist schwächer als alle andern. Keinen beißt der Rost so wie dich. Im Handumdrehen bist du weg.“
„Warum zanken wir uns?“ warf das Blei ein. „Wie im vorigen Jahre liegen wir hier immer noch nutzlos da, während sich draußen die Welt schön und reich entfaltet. Laßt uns hören, was die Dukaten uns zu erzählen haben. Zwei sind noch übrig, die uns nichts berichtet haben. Schaut uns an, wie mitgenommen und mit Grünspan überzogen wir sind. Und dann schaut die Dukaten an, die draußen in der Welt gewesen sind, die der Adler schlecht nennt. Sie glänzen aufs schönste.“
„Ja ja, erzählt!“ rief das Eisen.