Als er so nachsinnend in der Stube herumlief, bemerkte er mich. ‚Bei dir kann ich mich für die Entdeckung bedanken,‘ rief er. ‚Dich werd’ ich aufbewahren und dem Erben geben, sobald wir ihn finden. Er soll dich in Ehren halten, weil er dir seinen Rang und sein Vermögen schuldet.‘ — Damit steckte er mich in seine Westentasche und fing von neuem an, darüber nachzudenken, was er tun sollte, um den jungen Grafen zu finden.“
„Hat er ihn gefunden... und hat der junge Graf dich in Ehren gehalten?“
Die Fragen regneten von allen Seiten auf den Dukaten nieder, der dann nach einer Weile fortfuhr:
„Es kam doch ein bißchen anders. Ich lag also in der Westentasche des Doktors und wartete auf die Ehre, die mir widerfahren sollte. Am nächsten Tage aber gab er mich aus Versehen einem seiner Patienten, einem armen Schreinergesellen.“
„Aach,“ rief der Adler. „Dann hören wir ja nicht das Ende der Geschichte.“
„Doch, das kriegt ihr trotzdem zu hören,“ sagte der Dukaten. „Der Schreinergeselle gab mich natürlich gleich aus, und so ging ich lange von Hand zu Hand, wie in alten Tagen, und wie es nun mal das Schicksal eines Dukaten ist. Ich erlebte nichts Besonderes bis zu dem Tage, wo der Mann, der mich gerade vor kurzem verdient hatte, am Tische saß und mit mir spielte, während seine Frau ihm etwas Merkwürdiges aus der Zeitung vorlas. Und was las sie vor? Die Geschichte des jungen Grafensohnes, die zugleich meine eigene Geschichte war. Wie die Papiere von dem alten Doktor gefunden worden waren, und wie er jahrelang die ganze Welt durchsucht hatte, bis er schließlich den Erben fand. Ausdrücklich stand dabei, daß die Entdeckung des Geheimfaches und der Papiere dadurch erfolgt sei, daß in der Truhe ein Dukaten klirrend aus einer Ritze hinabgefallen sei; dadurch sei der Doktor aufmerksam geworden, und er habe die Truhe zerschlagen. Und es stand auch da, daß man den jungen Grafen in einem fremden Lande als fleißigen, ordentlichen Mann gefunden habe, der sein Glück vollauf verdiente. Das erste, was er tat, war die Errichtung eines Grabdenkmals für seine Mutter. — Was die beiden Leutchen wohl gesagt hätten, wenn sie gewußt hätten, daß der Dukaten, der die Hauptrolle in dieser Geschichte spielte, vor ihnen auf dem Tische lag!“
„Das war eine großartige Geschichte!“ rief das Blei, und alle andern stimmten mit ein. Nur der Adler konnte sich nicht enthalten zu sagen:
„Gewiß, die Geschichte ist schön — jedenfalls schöner als die der andern Dukaten. Aber Gerechtigkeit ist selten in der Welt; sonst hättest du jetzt an der Uhrkette eines Grafen hängen müssen.“
„Man tröstet sich mit seinem guten Gewissen,“ erwiderte der Dukaten.