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Das Gold. 7. Kapitel: Der dritte Dukaten.-3
日期:2023-12-21 09:03  点击:247

„Und das war?“ fragte das Eisen. „Handelte es sich um blutigen Mord?“

 

„Von all den Geschichten bist du schon ganz demoralisiert und denkst nur noch an Mord und Totschlag!“ salbaderte der Adler.

 

„In meiner Geschichte kommt kein Mord und auch sonst kein andres Verbrechen vor,“ sagte der dritte Dukaten. „Und die Tränen, die darin geweint werden, sind von anderer Art als die, die die Tochter des alten Wucherers weinte. Aber ihr könnt ja selber urteilen.“

 

Und alle hörten zu. Der Adler setzte sein mißtrauischstes Gesicht auf, und die Blumen hörten für eine Weile auf zu welken. Aber keiner war so interessiert wie das Eisen, das seine Neugier kaum bezähmen konnte.

 

„Auf meinem Wege aus einer Hand in die andere,“ erzählte der Dukaten, „war ich auch aufs Land gelangt, zu einem.... einem Pächter... ja, nun entsinn’ ich mich: der Geflügelhändler gab mich dem Pächter als Kaufgeld für mehrere fette Enten, die ganz grauenhaft schnatterten, als sie auf seinen Wagen geladen wurden. Der Pächter legte mich in seine Schublade, wo schon vierundzwanzig andre Dukaten lagen. Er zählte uns nach, und dann sagte er zu seiner Frau:

 

‚Nun sind die fünfundzwanzig beisammen. Da kann ich ja gleich in die Stadt fahren und dem alten Grafen meinen Zins entrichten. Morgen früh fahre ich zur Stadt.‘

 

Das tat er auch. Und in der Stadt ging er in ein vornehmes Haus zu einem vornehmen alten Herrn. Er verbeugte sich tief vor ihm, und der Herr[S. 119] gab ihm freundlich die Hand. Es war ein überaus schöner alter Mann mit weißem Haupt- und Barthaar; das Stehen fiel ihm schwer, darum saß er meist in seinem Lehnstuhl. Der Pächter zählte uns fünfundzwanzig Dukaten auf den Tisch, gab dem Herrn auf seine freundliche Frage Antwort, verbeugte sich wieder und verließ das Zimmer.

 

Sobald er draußen war, las der alte Herr weiter in dem Buche, das er vor sich liegen hatte; und erst als es Abend wurde, nahm er uns und legte uns in eine alte große Truhe, in der er sein Geld und seine Papiere aufbewahrte, und zwar in ein geheimes Fach. Während aber die andern gleich auf den Boden fielen, wurde ich in eine Spalte eingeklemmt, so daß ich fast ganz versteckt war. Und nun beginnt eigentlich erst meine Geschichte.“

 

„Du kamst wohl bald wieder heraus aus deinem Versteck?“ fragte das Eisen.

 

„Nein, eben nicht!“ war die Antwort. „Ich lag gut versteckt — ich glaube, ich habe nicht weniger als hundert Jahre so gelegen.“

 

„I du Barmherziger!“ rief das Blei. „Wie in aller Welt hast du denn dann überhaupt etwas erleben können? Wenn du hundert Jahre lang in einer Spalte eingeklemmt warst?“ 

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