Die Sonne schien wieder auf das böse Land.
Eisen, Blei und Kupfer brüteten träumend vor sich hin, das Silber leuchtete matt und betrübt. Auf der Felsenspitze saß der Adler und blickte in die Welt hinaus. Das Moos grünte, der Bach war blau, und die Blumen waren so schön, wie sie es in ihrer Armseligkeit nur sein konnten. Der Fuchs schlich im Tale umher, ohne Nahrung zu finden. Die Gebeine der Goldgräber waren zerfallen und durch herabgefallene Felsstücke zerschmettert worden. Und den letzten Toten — den Jüngeren, der so alt geworden war — hatte der Fuchs selber mit verspeisen helfen.
Mitten in dem Tale lagen die fünf Dukaten.
Sie waren mit Erde bedeckt gewesen, aber der Regen hatte sie wieder reingewaschen. Nun glänzten sie und warfen die Sonnenstrahlen zurück, so daß man es fast nicht ertragen konnte, sie anzusehen.
„Ja — nun seid ihr also wieder hier!“ rief der Adler. „Geprägt und gestempelt seid ihr, und doch hat das alles jetzt gar keinen Zweck mehr. Ihr seid wieder den andern metallen gleich — liegt in der Erde und wartet und sehnt euch. Aber ihr sehnt euch mehr als die andern. Denn ihr habt euch draußen in der Welt umgesehen und habt Geschmack bekommen an Gutem und Bösem.“
„Wir wollen wieder in die Welt hinaus!... Wir wollen fort!.... Wir wollen nach Hause!“ schrien die fünf Dukaten wirr durcheinander.
„Pah!“ erwiderte der Adler. „Von hier holt[S. 99] euch niemand fort. Ihr seid fertig, Kinderchen! Mit euch ist’s aus!“
„Erzählt uns ein wenig von der Welt, in der ihr wart!“ sagte das Eisen.
„Erzählt uns von den Menschen!“ bat das Blei.
„Glaubt ihr nicht, daß sie auch uns holen kommen?“ fragte das Kupfer.
„Ach, warum haben sie nicht an mich gedacht?“ rief das Silber. — „Bin ich nicht auch schön?“
„Die Menschen sind böse... die Menschen sind gut... Schweigt still und laßt mich erzählen! Ich habe mehr erlebt als du.“
Die fünf Dukaten schrien durcheinander.
„Hört nicht auf sie!“ mahnte der Adler. „Sie können euch nichts erzählen, was ihr nicht schon von mir wißt. Ich fliege hoch über der Welt und sehe alles.... nichts entgeht meinem Blick.“
„Teufel auch!“ rief der erste Dukaten. „Was kannst du denn aus der Luft sehen? Du kannst ja den Menschen nie nahekommen... du hast Angst vor ihnen!“