Einen Monat später kam ein Trupp Goldgräber in das böse Land. Es waren sieben Mann, die recht wunderlich aussahen. Sechs davon waren große, wilde Burschen mit mächtigen Bärten und einer Flinte auf der Schulter und mit Dolch und Pistole im Gürtel. Der siebente war ein kleiner armseliger Gesell; er war ihr Koch, Diener und Schuhputzer und stets bereit, alles zu tun, wenn er nur einen kleinen Anteil an dem Golde bekam.
Denn des Goldes wegen waren sie gekommen. Sie hatten den ungeheuren Goldklumpen gesehen, der in dem bösen Lande gefunden worden war; und jener Mann, der ihn mitgebracht hatte, verplapperte sich eines Tages in der Trunkenheit, so daß sie die Spur leicht finden konnten: Gleich am Tage ihrer Ankunft begannen sie mit der Arbeit.[S. 88] Sie schlugen ein Zelt auf und zündeten mehrere Feuer an; und dann zerstreuten sie sich im Tale; und ihre Hacken erklangen, während ihre Augen gierig zu Boden starrten.
„Hier!“ rief einer von ihnen.
Da liefen die andern hinzu; und sie sahen, daß da wirklich Gold war. Aber der, der es zuerst entdeckt hatte, wählte sich eine Stelle aus, die sein eigen war. Die andern suchten in einiger Entfernung, und alle fanden Gold.
Schwieg aber einer, während seine Hacke sich eifrig bewegte, so geschah das, weil er mehr gefunden hatte als die andern und Angst hatte, daß sie es ihm wegnehmen möchten.
„Seht ihr’s!.... Seht ihr’s!“ rief der Adler.
Und bald war noch mehr zu sehen. Denn Tag für Tag kamen neue Scharen.
Niemand konnte sagen, wie die Kunde von dem Golde verbreitet worden war; aber sie flog mit Blitzesschnelle über die Welt hin.
Aus allen Teilen der Erde kamen immer mehr und mehr Menschen in einem endlosen Aufzuge herbei. Alte und Junge, Männer und Frauen, Kranke und Gesunde, Reiche und Arme. Einige sprangen über Stock und Steine, und andre schleppten sich auf Krücken herbei. Manche kamen mit Pferd und Wagen, Vorräten und gedungener Mannschaft; andre hatten nichts als ihre Fäuste. Wie groß aber auch der Unterschied war — der Ausdruck ihrer Augen war der gleiche. In ihnen allen flackerte der Hunger nach dem Golde.
Sie hatten die Heimat verlassen und alles, was ihnen lieb war, und waren bereit, die größten[S. 89] Mühen und Gefahren zu überwinden, wenn sie nur Gold fanden. Der eine hatte eine Schuldenlast zurückgelassen und der andre ein einträgliches Geschäft. Der eine hatte alles verkauft, was er besaß, um sich das Reisegeld zu verschaffen; ein andrer hatte seinen Bruder bestohlen, um in das Goldland ziehen zu können.