Nein, das hatten sie nicht.
Sprachlos starrten sie einander an. Eine solche Rede hatte man am Himmel noch nie vernommen, solange er bestand.
Als sie sich wieder ein wenig erholt hatten, begannen sie zu besprechen, was wohl dabei zu tun sei. Ihre Beratung dauerte lange. Es war ja nicht nur eine ernste, ungewöhnliche Sache, sondern es kam hinzu, daß jeder von ihnen auf seine Bahn achten mußte, und manchmal verstrichen mehrere hundert Jahre, bis sie sich wieder trafen.
Schließlich wurden sie sich darüber einig, was sie mit dem Frechdachs tun wollten. Eine große, ernste Sonne nahm das Wort und sagte:
„Hör’ mal, mein Kind. Wir haben folgendes beschlossen: Da du nun einmal am Himmel bist, wollen wir versuchen, einen ordentlichen, braven Stern aus dir zu machen. Du wirst natürlich selber einsehen, daß es besser für dich ist, eine feste, anständige Stellung zu bekommen, als dich so ins blaue hinein umherzutreiben.“
„Ich weiß nicht,“ sagte das Stück. „Was ist das: ein Stern?“
„Ein Stern ist das Größte in der Welt,“ sagte die Sonne. „Die Sterne wandeln vornehm und unabänderlich am Himmel dahin; sie sind erhaben über alles Gezänk und allen Lärm. Sie leuchten allen voran als gutes Beispiel von Festigkeit und Frieden und andern Tugenden. Ein solcher Stern kannst du werden, wenn du artig bist. Was bist du jetzt? Ein ganz unordentliches Geschöpf.“
„Das will ich auch bleiben,“ sagte das Stück. „Es geht mir gut, und ich amüsiere mich viel besser als ihr alle. Ich mache mir nichts daraus, jemandem zu leuchten, und habe keine Lust, ein gutes Beispiel zu sein.“
„Hat man je so etwas gehört!“ sagten die Sterne zueinander.
Nein, so etwas hatte man noch nicht gehört. Aber die Sonne sagte, der arme Kerl sei noch so jung und habe sich so lange frei und ledig umhergetrieben, daß man Nachsicht mit ihm haben müsse. Sie wolle darum nochmals den Versuch machen, ihn zur Vernunft zu bringen.
„Du wirst es bereuen, wenn du meinen Rat nicht befolgst. Ich will mich deiner Erziehung selber annehmen und rechne auf deine Dankbarkeit.[S. 60] Wenn du dich gut aufführst, mache ich dich vielleicht zu meinem Trabanten.“
Das Stück hörte nicht einmal zu. Es segelte lustig weiter und sang vor sich hin:
„Wogen und gleiten
luftig und leicht,
niemals gebeugt,
auf den himmlischen Weiten ...
Frei und keck,
ohn Ziel und Zweck ...
den Sternen ich eins auf die Nase will geben!“
In diesem Augenblick kam es der Sonne zu nahe.