„Ich ebensowenig wie du,“ erklärte die Sonne. „Aber so ist es nun einmal.“
„Und ich verstehe so viel, daß es mit der armen Kornblume aus ist,“ sagte die Kornblume, und im nächsten Augenblick war sie tot.
Dann kam die Nacht, und alle glaubten, daß dies ihre letzte sein würde.
Aber plötzlich hob die Glockenblume ihr krankes Köpfchen und lauschte. Ihr war, als hörte sie einen Laut, wie wenn ein Tropfen fällt... jetzt fiel noch einer... er schlug gegen ein Blatt auf... und noch einer... und noch einer...
Alle erwachten, als der Regen herabströmte.
Die armseligen Grashalme erhoben sich, das elende Moos bekam neuen Mut. Der Hänfling begann zu singen, obschon es finstre Nacht war. Der Haselnußstrauch bebte vor Freude, daß die jungen Hänflinge beinahe aus dem Nest gefallen wären.
Rings im Walde lebte alles auf. Die Nacht war voller Glück. Der Förster und der Bauer standen aus ihren Betten auf und trafen sich im Regen und drückten einander die Hand mit frohen Augen.
Es regnete die ganze Nacht und den folgenden Tag und die folgende Nacht und noch einen Tag. Manchmal regnete es ganz sacht und manchmal heftig. Die Erde trank mit durstigem Mund all das Wasser, und die Wurzeln sogen es begierig aus der Erde auf, und Blätter und Blüten entfalteten sich und standen aufrecht und munter da auf aufrechtem Stengel.
Dann kam der dritte Tag mit Sonne am blauen Himmel und mit Leben und Lustigkeit im Walde.
„Nun?“ rief der Wind und kam gesprungen, als wäre er noch nie in seinem Leben müde gewesen. „Seht ihr, ich hab’ euch den Regen gebracht!“
„Nun,“ sagte die Wolke, die hoch oben dahintrieb in weißem leichtem Gewand. „Seht ihr, ich hab’ euch Regen verschafft!“
„Nun?“ sagte die Sonne, und sie lachte dabei so mild und rund wie noch nie zuvor. „Habt ihr nun euren Willen?“
Die Freunde sahen einander verwundert an. Aber drüben saß der rote Fuchs mit seinem garstigen klugen Gesicht.
„So sind sie!“ sagte er. „Bittet man sie um etwas, so sind sie nie zu Hause. Aber sich den Dank zu holen, das vergessen sie nicht.“