„Ja gewiß!“ spottete der Mann. „Ich soll dich liegen und die Dunen besudeln lassen? Weg mit dir, und zwar geschwind!“
Er puffte sie aus dem Nest, nahm alle Dunen, legte sie in seinen Korb und ging weiter mit den Worten:
„Rupf’ dir nur mehr aus, wenn es für deine Jungen nötig ist. Was tut eine Mutter nicht für ihre Kinder!“
Die Eidergans flog an den Rand des Felsens und sah hinunter.
Da unten tummelten sich lustig die Eidervögel. Sie konnte deutlich ihren Mann und die Tante sehen, die sich ergötzten, wie wenn das Leben nur zum Vergnügen da sei. Und alle anderen machten es ebenso; keiner von ihnen hatte eine Ahnung davon, daß hier oben ein Mann umherging und alle Nester der kostbaren Dunen beraubte.
„Komm herauf und rupf dich!“ schrie sie. „Jetzt ist die Zeit gekommen, wo du deine Versprechungen einlösen kannst. Deine Eier liegen offen und kalt da, während du dich da unten vergnügst, du Elender.“
Aber ihre Stimme verhallte in dem Lärm, den der Sturmwind und die Brandung erzeugten. Niemand hörte ihren Schrei, und niemand sah ihre Verzweiflung. Da fiel es ihr ein, daß die Eier wirklich kalt wurden, während sie so dastand; und darum machte sie, daß sie zum Neste zurückkam.
Ein Ei fing schon an, entzweizugehen... Nun guckte ein winziges Schnäbelchen aus dem Loche in der Schale. Gleich war sie dabei, dem Gänschen beim Ausschlüpfen zu helfen. Einen Augenblick stand sie da und betrachtete es, so entzückend war es. Dann zupfte sie sich wie eine Rasende die letzten Dunen von der Brust und dem Bauche und stopfte[S. 29] sie darauf. Sie klagte nicht mehr, sondern dachte nur daran, ihren Kindern wieder ein warmes Nest zu schaffen.
Ein paar Tage darauf waren alle fünf Jungen ausgeschlüpft.
Die junge Mutter sah mit Stolz, wie prächtig sie waren. Sie streckten schon ihre Beine aus, die zwischen den Zehen wunderschöne Schwimmhäute hatten, gähnten, lüfteten die kleinen Flügel und schnatterten sogar ein klein wenig.
„Ihr sollt gleich an den Strand hinunter,“ sagte sie. „Ich bin überzeugt, auf dem ganzen Felsen hier gibt es keine schöneren Kinder. Aber trefft ihr euren gottvergessenen Vater, so seht nach der anderen Seite!“
Dann fing sie an, den Felsen hinabzusteigen, und die fünf Jungen folgten ihr so flink, daß es ein Vergnügen war, es anzusehen. Auf halbem Wege traf sie die Tante.