„Das war damals,“ entgegnete das Eidergansfräulein. „Jetzt bin ich auf andere und ernstere Gedanken gekommen.“
Der Kavalier versuchte noch eine Weile, sie zu überreden, aber ohne Erfolg. Dann flog er zurück über das Eis.
„Ist hier kein Felsen, Tante?“ fragte das Eidergansmädchen. „Ich sehne mich danach, zu heiraten und ein Nest zu bauen.“
„Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, so ist es gerade kalt genug,“ warf der Sperling ein. „Und Felsen haben wir hierzulande nicht.“
„Man kann im Sande brüten,“ sagte die Möwe.
„Vielen Dank für Ihre Auskunft, gute Frau,“ sagte die Eiderganstante. „Aber es ist nur so ein[S. 17] Anfall, den meine Nichte hat. Sie ist jetzt drei Jahre alt und heiratsfähig.“
„Jesses,“ rief der Spatz. „Und ich bin diesen Sommer geboren und könnte mich schon auf der Stelle verheiraten, wenn es nur ein bißchen wärmer wäre.“
„Manche sind ja früher reif zur Heirat,“ sagte die Tante.
„Laß uns nach Hause nach den Färöern fliegen, damit wir uns verheiraten können, Tante,“ seufzte die junge Dame.
„In einem Monat, mein Kind,“ sagte die Tante. „Ich für mein Teil bedanke mich allerdings schönstens. Ich war siebenmal verheiratet und werde die Geschichte nicht mehr mitmachen. Aber ich will gern ein wenig mit dir schwatzen. Das ist unheimlich interessant.“
„In einem Monat sind die Bäume noch nicht grün,“ sagte der Sperling. „Wir sind ja erst im Januar.“
„Wir haben keine Bäume auf den Färöern, Mädchen,“ erwiderte die Tante. „Und wir brauchen auch keine.“
„Hat das Fräulein denn schon einen Bräutigam?“ forschte die Möwe.
„Noch nicht. Aber das kommt schon. Einen Bräutigam kann man immer bekommen. In den drei Jahren, seitdem sie am Leben ist, hat sie auf dem Meere getanzt und sich vergnügt.“
„Wenn sie nur den rechten finden möchte,“ sagte die Möwe.
„Die Mannsleute sind alle gleich, gute Frau,“ verkündete die Tante. „Sie machen einem den Hof und verheiraten sich; helfen vielleicht ein bißchen[S. 18] beim Neste mit und machen sich dann aus dem Staube und überlassen uns alles übrige.“