Es war Winter.
Die Blätter waren verschwunden von den Bäumen und die Blumen von der Hecke. Und auch die Vögel waren fort, das heißt, die vornehmsten, die sämtlich nach dem Süden gereist waren.
Aber ein paar waren natürlich noch übrig.
Da war Freund Sperling und die flinke kleine Kohlmeise. Ferner der Rabe und die Saatkrähe, die noch einmal so schwarz und hungrig aussahen auf dem weißen Schnee. Und da waren auch noch einige andere, die lieber in den sauren Apfel beißen und im Norden bleiben wollten, anstatt sich auf die lange Reise zu begeben.
Unten am Strande war mehr Leben als im Sommer.
Da waren die Möwen, die sich überall in großen Scharen tummelten, wo Löcher ins Eis geschlagen waren. Und da waren die wilden Enten, die sich draußen im offenen Wasser aufhielten und schnatterten und tauchten und aufflogen, wenn die Flinten der Fischer knallten.
„Wie viele es sind!“ sagte der Sperling.
„Sie kommen aus dem hohen Norden,“ erklärte die Möwe „Aus Norwegen und von den Färöern. Da oben ist es viel kälter als hier. Sobald die geringste Veränderung in der Luft eintritt, fliegen sie wieder hinauf... Kennst du die beiden, die uns dort auf dem Eise entgegenkommen?“
„Woher sollte ich sie kennen?“ fragte der Sperling. „Ich bin in diesem Sommer geboren und möchte nur wünschen, daß ich wieder im Neste läge.“
„Das sind Eidergänse,“ erzählte die Möwe. „Sieh, nun kommt noch einer.“
Und so war es auch. Und das war ein sehr feiner Vogel. Sein Nacken war grün und Hals und[S. 16] Brust waren weiß mit einem rosigen Schimmer, seine Beine aber wunderschön gelb.
„Das ist das Männchen,“ sagte die Möwe. „Die beiden anderen sind Frauenzimmer und nicht so elegant, obwohl auch sie noch ganz gut aussehen.“
Die drei Eidervögel waren jetzt so nahe bei dem Sperling und der Möwe, daß diese hören konnten, wovon sie sprachen.
„Gnädige Frau,“ sagte der Kavalier, „ich verstehe nicht, was Sie hier auf dem Eise wollen. Gehen Sie mit hinaus auf das offene Wasser und amüsieren Sie sich mit uns.“
„Ich bleibe bei meiner Nichte,“ erwiderte die Eidergans.
„Und warum will das Fräulein nicht mit?“ fragte der Kavalier. „Im Sommer waren Sie auf unseren lieben Färöern die Froheste unter den Frohen.“