Der Wald wußte sich keinen Rat. Die Buche reckte ihre Zweige zum Himmel auf und flehte um Hilfe, und die Eiche krümmte die ihren in stiller Verzweiflung.
„Sing doch noch einmal dein Lied!“ sagte die Heide.
„Ich hab’ es vergessen,“ antwortete der Wald betrübt. „Meine Blumen sind verwelkt, und meine Vögel sind fortgeflogen.“
„Dann will ich singen,“ sagte die Heide. Und sie sang:
„Es geht von der Heide ein Liedlein gut:
Wenn die Sonne im Osten steiget,
dann flammt die Heide wie Feuer und Blut,
während zum Herbst der Wald sich neiget.
Das Wollgras webt den langen Tag
im Moor sein weißes Linnen,
und die Natter gleitet mit ruhigem Schlag
unter Heidekrautwipfeln von hinnen.
Der Regenpfeifer jammert, die Lerche schlägt,
und der Kiebitz wippt auf der Erde.
Der krummrückige Bauer sich bewegt
im Heidehaus mit stiller Gebärde.“
Die Jahre vergingen, und um den Wald war es immer schlechter bestellt. Die Heide dehnte sich weiter und weiter aus, bis sie das andere Ende des Waldes erreichte. Die großen Bäume starben ab und stürzten um, sobald der Sturm sie ordentlich anpackte. Dann lagen sie da und verfaulten, und das Heidekraut wuchs über sie weg. Nun war nur noch ein Dutzend von den ältesten und stärksten Bäumen übrig, aber sie waren alle hohl und hatten ganz dünne Wipfel.
„Meine Zeit ist um, ich muß sterben,“ sagte der Wald.
„Habe ich es dir nicht vorhergesagt!“ rief ihm die Heide zu.
Aber nun bekamen die Menschen einen großen Schreck, weil die Heide so ungestüm gegen den Wald vorging.
„Woher soll ich Bretter für meine Werkstatt nehmen?“ rief der Tischler.
„Woher soll ich kleines Holz bekommen, um mein Essen zu kochen?“ klagte die Frau.
„Woher sollen wir Brennscheite holen für den Winter?“ seufzte der alte Mann.