„Lauf in die Heide hinaus, lieber Fuchs, und leg die Samen dorthin!“ bat der Wald.
„Will sehn, was sich machen läßt!“ sagte der Fuchs und trabte davon.
Und es halfen Hase, Hirsch, Marder und Maus. Auch die Krähe unterstützte aus alter Freundschaft die Sache, und der Wind faßte ordentlich zu und rüttelte an den Zweigen, daß die Bucheckern und Eicheln weit auf die Heide hin flogen.
„So,“ sagte der Wald, „nun wollen wir mal sehn, was draus wird!“
„Ja, das wollen wir!“ meinte die Heide.
Es verging eine Zeit, der Wald wurde grün und wieder welk, und die Heide dehnte sich immer mehr aus. Man redete nicht mehr zusammen. An einem schönen Frühlingstage aber guckten rings im Heidekraut ganz winzige neugeborene Buchen und Eichen aus der Erde hervor.
„Was sagst du nun?“ fragte triumphierend der Wald. „Jahr auf Jahr sollen meine Bäume wachsen, bis sie groß und stark werden. Dann sollen sie ihre Kronen über dir zusammenschließen; keine Sonne soll scheinen, kein Regen soll auf dich herabfallen, und um deines Übermuts willen sollst du sterben.“
Aber die Heide schüttelte ernst ihre schwarzen Reiser. „Du kennst mich nicht,“ sagte sie, „ich bin stärker, als du glaubst. Niemals werden deine Bäume bei mir grünen. Ich habe die Erde unter mir fest wie Eisen gebunden, und deine Wurzeln können nicht hindurch. Wart nur bis zum nächsten Jahr! Dann sterben die kleinen Wichte, über die du jetzt so froh bist.“
„Du lügst,“ entgegnete der Wald. Und doch war er in großer Angst.
Im nächsten Jahr kam es, wie die Heide gesagt hatte. Die kleinen Buchen und Eichen gingen samt und sonders ein. Und nun folgte eine entsetzliche Zeit für den Wald. Die Heide dehnte sich immer weiter aus. Überall sah man Heidekraut statt der Veilchen und Anemonen. Kein junger Baum wuchs, die Sträucher verwelkten, die alten Bäume begannen am Wipfel abzusterben, daß es ein rechtes Unglück war.
„Hier im Walde ist’s nicht mehr gemütlich,“ sagte die Nachtigall. „Ich glaube, ich baue anderswo mein Nest.“
„Hier ist ja kaum noch ein ordentlicher Baum, wo man wohnen könnte,“ sagte die Krähe.