Einmal diente bei Saemund dem Weisen ein Stallknecht, der schlimm aufs Fluchen war, und oft rügte ihn der Pfarrer deswegen. Er sagte dem Stallknecht,[213] daß der Teufel und seine Teufelchen von den Flüchen und bösen Worten der Menschen lebten. »Ich würde wahrhaftig nie mehr ein böses Wort sagen,« sagte der Stallknecht, »wenn ich wüßte, daß der Teufel dadurch hungern muß.«
»Ich werde ja bald erfahren, ob du es ernst meinst oder nicht,« erwiderte Saemund.
Er setzte nun ein kleines Teufelchen in den Stall. Dem Stallknecht aber gefiel der Gast nicht; denn das Teufelchen tat alles, um ihn zu necken und zu ärgern, und der Stallknecht hatte seine liebe Not, sich des Fluchens zu enthalten. Jedoch gelang es ihm eine Zeitlang, und er sah bald, daß das Teufelchen mit jedem Tag magerer wurde; er freute sich köstlich, als er das merkte und fluchte jetzt nie mehr.
Als er eines Morgens in den Stall kam, fand er alles kurz und klein geschlagen und sämtliche Kühe, deren eine große Menge da war, mit den Schwänzen zusammengebunden. Da wandte sich der Stallknecht an das Teufelchen, das so erbärmlich und elend in seinem Stand lag und überschüttete es unter den furchtbarsten Schimpfworten und greulichsten Flüchen mit seinem Zorn. Zu seinem großen Kummer und Arger mußte er dann mitansehen, wie der Kleine wieder auflebte und plötzlich so rund wurde, daß nicht viel gefehlt hätte, bis er ganz feist geworden wäre. Da wurde der Stallknecht wieder ruhig und hörte mit seinem Fluchen auf. Er sah nun, daß Pfarrer Saemund die Wahrheit gesprochen hatte, legte das Fluchen ab und sprach[214] seitdem kein böses Wort. Das Teufelchen, das von seinen schlechten Redensarten leben sollte, ist denn auch schon längst tot und verschollen.