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Die Geschichte vom Halwaverkäufer
日期:2023-11-21 14:19  点击:299
Die Geschichtenüberlieferer und die Märchenerzähler berichten folgendes. In alten Zeiten hatte eine Frau in der Welt einen teuren Sohn und eine Tochter. Die ließ sie nie auf die Straße gehen. Eines Tages faßte ihr Mann die Absicht, mit seinem Sohn nach dem Hedschas zu gehen und sagte: „Ich vertraue dich und meine Tochter dem Müezzin5 an. Wenn du etwas [18]brauchst, erhältst du es vom Müezzin.“ Dann brachte er alles mit ihr in Ordnung, und Vater und Sohn gingen nach dem Hedschas.
 
Wir kommen nun zu dem Müezzin. Eines Tages stieg er auf das Minaret, und während er den Gebetsruf rief, sah er das ihm anvertraute Mädchen im Garten Wasser schöpfen. Da verliebte er sich in das Mädchen und konnte es nicht mehr aushalten. Dann ging er in sein Haus und verhielt sich ruhig. In jener Nacht rief er eine alte Nachbarin und sagte zu ihr: „Da, Mutter, nimm diese zehn Goldstücke. Ich will von dir die Tochter des N. N., der nach dem Hedschas gegangen ist.“ Die Frau sagte: „Mein Sohn, ihre Mutter läßt sie nie auf die Straße. Es ist etwas schwer.“ Er sagte: „Ach, Mutter, nur du kannst helfen.“ Sie antwortete: „Mein Sohn, hast du einen Platz, wo ich sie hinführen kann, falls ich sie überrede?“ Der Müezzin sagte: „Mutter, morgen werde ich an dem und dem Orte ein Bad mieten. Führe sie dorthin. Da werde ich euch erwarten. Nimm du morgen zum Schein ein Bündel6 unter den Arm und gehe zum Hause der Frau. Wenn du sie überredet hast, führe das Mädchen zu mir.“ So verabredeten sie sich.
 
Als es Morgen wurde, nahm die Frau zum Schein ein Bündel unter den Arm und ging zum Hause der Frau. Sie sagte zu der Mutter des Mädchens: „Mutter, heute wird an dem und dem Orte ein Bad eröffnet und schönsingende Tänzerinnen und schöne Mädchen werden kommen, sich baden und den Tänzerinnen zuschauen. Ich habe besonders Euer Hochwohlgeboren besucht, um Ihre Tochter in das Bad zu führen, damit sie mit ihresgleichen und ihren Altersgenossen sich amüsiert und sich belustigt. Wenn es Abend wird, bringe ich Ihre Tochter wieder ordentlich zurück.“
 
Die Dame antwortete: „Mutter, meine Tochter ist bis jetzt noch nie irgendwohin gegangen. Außerdem ist es, seitdem ihr Vater nach dem Hedschas gegangen ist, heute [19]gerade zwei Tage her. Da werden die Leute uns nachsagen: ‚Der Vater des Mädchens ist gegangen, und gleich laufen sie auf die Straße‘.“ Die alte Hexe sagte: „Mutter, ich führe ja Ihre Tochter in ein Bad, nicht an einen andern Ort, daß die Nachbarn Ihnen Vorwürfe machen könnten. Die Töchter von so vielen Nachbarinnen gehen hin. Ihre Tochter braucht sich nicht zu schämen. Wenn Sie die Erlaubnis geben, gehe ich mit Ihrer Tochter hin.“ Schließlich überredete sie die Dame. Sie nahm das Mädchen mit sich und sie gingen in das Bad, das der Müezzin gemietet hatte.
 
Als sie eingetreten waren, sah sich das Mädchen nach allen vier Seiten um. Niemand war da. Da sagte sie: „Ist dies das von Ihnen gerühmte Bad? Es ist ja niemand da.“ Da antwortete die Frau: „Ach, mein Kind, es ist noch früh. Nunmehr werden sie kommen. Treten Sie ein und suchen Sie sich einen Platz aus, solange noch nicht so viele Leute da sind.“
 
Das Mädchen hielt das für wahr, zog sich aus und ging hinein. Die Frau ging nach Hause.
 
Wir kommen nun zu dem Mädchen. Als sie in den Schwitzraum tritt, sieht sie, daß der Müezzin ihres Viertels dort ist. Als das Mädchen ihn sieht, wird sie ohnmächtig. Sie nahm sich jedoch sofort zusammen und sagte: „Herr Müezzin, wir haben gehört, daß in diesem Bade Tänzerinnen spielen sollen. Ist dies das von Ihnen gerühmte Bad? Noch ist niemand da.“
 
Der Müezzin antwortete: „Meine Prinzessin, wenn niemand kommen sollte, wollen wir uns beide baden und uns vergnügen.“ Das Mädchen antwortete: „Bade du mich zuerst, nachher werde ich dich baden.“ Damit war der Müezzin einverstanden.
 
Der Müezzin nahm das Mädchen und badete sie ordentlich am Wasserbecken.
 
Dann sagte das Mädchen: „Komm’, jetzt werde ich dich baden.“ Der Müezzin setzt sich davor und das Mädchen fängt an ihn zu baden. Sie seifte seinen Kopf gehörig ein, [20]so daß er die Augen geschlossen halten mußte. Dann geht sie an das Becken, läßt alles Wasser auslaufen und verstopft alle Wasserhähne mit einem Lappen. Indem sie sagt: „Sieh, wie ein Mensch gebadet wird“, geht sie in das Abkühlzimmer des Bades und nimmt alles, was an Holzschuhen vorhanden ist, in ein Schurztuch, geht wieder zum Müezzin und schlägt ihm die um den Kopf und die Augen. Des Müezzins Geschrei drang bis zum Himmel. Um es kurz zu machen. Der Müezzin fiel auf den Boden und wurde ohnmächtig. Dann ging das Mädchen hinaus, zog sich ihre Kleider an und kam nach Hause. Als ihre Mutter fragte: „Nun, meine Tochter, wie war das Bad?,“ da verrät sie ihre Absicht nicht und sagt: „Sehr gut, Mutter, es war ein Bad ohnegleichen.“
 
Die wollen wir nun ruhen lassen und uns zum Müezzin wenden. Als er nach einer Zeit wieder zu sich kommt, sind seine Augen voll Schaum. Er geht zum Wasserbecken, taucht die Wasserschale hinein. Auch nicht eine Spur von Wasser ist da. Er öffnet den Wasserhahn, er sieht, daß kein Wasser kommt. Um es kurz zu machen. Er geht zu allen Wasserbecken, findet in keinem Wasser. Darauf kommt der Badewärter. Als er den Müezzin so sieht, sagt er: „Herr Müezzin, was ist dir geschehen, daß dein Kopf so voll Schaum ist.“ Der Müezzin antwortete: „Ach, Badewärter, um mir den Kopf mit dem in dem Becken befindlichen Wasser zu waschen, ging ich mit den eingeseiften Augen. Wie sehr ich aber auch Wasser suchte, konnte ich doch nichts finden. Ich muß wohl vorher vergessen haben, den Hahn zu öffnen.“ Dann öffnete der Badewärter einen Hahn. Der Müezzin wusch sich und ging hinaus, zog sich die Kleider an und ging nach Hause. Er legte sich übelgelaunt schlafen, da sein ganzer Körper so zerschlagen war, daß er sich nicht rühren konnte.
 
Um sich an dem Mädchen zu rächen, schrieb er eines Tages an den Vater des Mädchen einen Klagebrief und schrieb darin: „Deine Tochter ist eine Hure geworden und [21]läßt sogar die Hunde über sich.“ Den Brief schickte er an den Vater. Als er den Vater erreichte, öffnete er ihn sofort, las ihn und sagte: „Ach, meine Tochter ist eine Hure geworden. Ist das nicht eine Schande für mich?“ Dann sagte er voll Zorn zu seinem Sohne: „Geh sofort nach Hause, schlage meiner Tochter den Kopf ab und bringe mir schleunigst ihr blutbeflecktes Hemd.“
 
Sein Sohn stand auf und machte sich auf den Weg. Eines Tages kommt er in sein Stadtviertel. Indem er von Anfang bis zu Ende bei allen Nachbarn herumfragt und sich zu vergewissern sucht, bestätigten sie ihm alle: „Nein, mein Sohn, wir haben nie gesehen, daß deine Schwester auf die Straße gegangen ist.“ Schließlich kommt er nach Hause und klopft an die Tür. Die Schwester sagte: „Ach, mein Bruder“, eilt die Treppe nach unten, öffnet die Tür und führt ihn nach oben und fragt: „Wo ist mein Vater?“ Ihr Bruder sagt: „Er ist unterwegs, komm, wollen ihm entgegengehen.“ Sofort legt das Mädchen ihren Mantel an und geht mit ihrem Bruder aus dem Hause. Der führte sie auf einen Berg und sagte: „Schwester, man hat dem Vater einen Brief geschrieben: ‚Deine Tochter ist eine Hure geworden, sie läßt jedermann über sich‘. Als der Vater dies gehört, wurde er zornig und sagte zu mir: ‚Du mußt meiner Tochter den Kopf abschlagen und ihr blutbeflecktes Kleid mir bringen‘. Dies ist der Grund meines Kommens, Schwester.“
 
Als die Schwester davon hörte, klärte sie ihn nicht auf. Schließlich sagte ihr Bruder: „Meines Vaters Versprechen muß ausgeführt werden.“ Er nahm einen jungen Hund, tötete das Tier und befleckte das Hemd seiner Schwester mit Blut und sagte: „Schwester, nun heißt es Abschied nehmen. Gehe jetzt in ein anderes Land, Gott möge dir helfen.“ Dann trennten sie sich für ewig. Dann entwich das Mädchen und ging weinend von Berg zu Berg.
 
Der Junge nahm das blutige Hemd seiner Schwester und machte sich auf den Weg. Eines Tages kam er nach dem Hedschas, ging zu seinem Vater und sagte: „Da, Vater, [22]habe ich dir das blutige Hemd deiner Tochter gebracht“ und übergab es ihm. Der sagte: „Gott sei Dank, nun bin ich aus dem Gerede der Leute gekommen.“
 
Die wollen wir nun hier lassen und wieder zum Mädchen gehen. Das Mädchen ging von Berg zu Berg und kam schließlich an ein Wasserbecken. Dort trank sie klares Wasser. Neben dem Becken war ein Baum. In den Schatten des Baumes setzte sie sich und ruhte sich etwas aus. Es gab dort aber sehr viel reißende Tiere. Nach einiger Zeit überlegte sie: „Es ist Abend geworden, wohin soll ich gehen?“ Schließlich kam ihr dieser Baum in den Sinn. Sie sagte: „Ich will wenigstens auf jenen Baum steigen und mich vor den Tieren schützen.“ Dann kletterte sie auf den Baum. Jene Nacht blieb sie auf dem Baum.
 
Als es Morgen wurde, war nun gerade der Sohn des Padischahs dieses Landes auf Jagd ausgezogen. Sein Pferd war sehr durstig und kam schließlich an das Becken. Der Prinz faßte das Pferd am Halfter und führte es an das Wasser. Das Pferd nun, während es sein Maul dem Wasser nähert, scheut, als es trinken will, und ist nicht zum Trinken zu bewegen. Die Sonne hatte nämlich das auf dem Baume befindliche Mädchen getroffen und ihr Bild auf das Wasser geworfen. Wie sehr auch der Prinz das Tier quält, es geht nicht ans Wasser. Auf einmal hebt der Prinz seinen Kopf nach oben. Als er das Mädchen sieht, verliert er das Bewußtsein. Er redet sie an: „Bist du ein Geist oder was bist du?“ Das Mädchen sagte: „Ich bin ein Mensch.“ Schließlich ließ er das Mädchen heruntersteigen und sagte: „Das war also meine heutige Jagdbeute.“ Dann nahm er das Mädchen und ging ins Schloß. Dann brachte er seinem Vater die Kunde und heiratete nach Allahs Anordnung und nach dem hehren Brauch des Propheten jenes Mädchen.
 
Vierzig Tage und vierzig Nächte dauerte das Hochzeitsfest. Am einundvierzigsten Tage betrat er das Brautgemach. Nach einiger Zeit hatte der Prinz von diesem Mädchen drei Nachkommen.[23]
 
Diese Kinder mögen nun in der Wiege aufwachsen! Eines Tages kam dem Mädchen seine Mutter ins Gedächtnis und aus ihren Augen flossen Tränen so groß wie Regentropfen. Darüber kam der Prinz hinzu. Als er sah, daß das Mädchen geweint hatte, sagte er: „Meine Prinzessin, warum weinst du so?“
 
Das Mädchen antwortete: „Ach, mein Herr, als ich heute dasaß, kam mir meine Mutter in den Sinn. Aus Sehnsucht nach ihr weine ich.“ Als der Prinz fragte: „Meine Prinzessin, lebt deine Mutter oder ist sie tot?“, sagte sie: „Ach, mein Herr, sie lebt. Es ist schon lange her, daß ich Sehnsucht nach ihr habe. Jetzt habe ich Verlangen nach ihr.“ Da sagte der Prinz: „Meine Prinzessin, warum hast du mir nichts davon gesagt? Hätte ich dir sonst nicht die Erlaubnis gegeben? Entweder wollen wir deine Mutter hierher holen oder du gehst zu deiner Mutter und siehst sie wieder. Sieh, wie du willst, so wollen wir es tun.“
 
Das Mädchen antwortete: „Mein Herr, möge Gott Ihnen langes Leben und Gesundheit geben. Wenn Sie Ihrer Dienerin die Erlaubnis geben, so möchte ich morgen mit meinen Kindern zu meiner Mutter gehen und sie noch einmal in dieser Welt wieder sehen und ihr meine Kinder wieder zeigen.“ Der Prinz sagte: „Meine Prinzessin, sehr schön. Es soll so sein. Morgen sollst du in Begleitung einiger Leute mit deinen Kindern gehen und deine Mutter besuchen.“ Schließlich schliefen sie diese Nacht.
 
Am nächsten Morgen rief der Prinz seinen Hofmeister und vertraute die Prinzessin und ihre Kinder dem Hofmeister an. Die Prinzessin stieg mit ihren Kindern in einen Wagen, der Hofmeister bestieg ein Pferd und nahm als Begleitung ein Bataillon Soldaten mit. Sie fuhren vom Schlosse fort und machten sich auf die Reise.
 
Nach einiger Zeit steckte der Vezir seinen Kopf in den Wagen und sagte zum Mädchen: „Entweder gibst du dich mir hin oder ich töte deine Kinder.“ Das Mädchen wurde verwirrt und sagte: „Was ist das für eine Sache! Das ist [24]ja unmöglich.“ Der Vezir sagte: „Ja, meine Prinzessin, du mußt dich mir hingeben.“ Das arme Mädchen wollte ihm nicht willfährig sein und gab ihm eins ihrer Kinder. Der Vezir nahm es, erwürgte es und warf es auf die Erde. Nach einiger Zeit steckte er wieder den Kopf in den Wagen und sagte: „Mädchen, du mußt mir willfährig sein, oder soll ich auch diese Kinder töten?“ Das Mädchen sagte: „Nein, ich werde mich dir nicht hingeben, da töte die Kinder.“ Der Vezir streckte seine Hand aus, nahm eins von den Kindern und tötete es. Kurz nach einiger Zeit erwürgte er auch das andere Kind. Als keine Kinder mehr da waren, blieb die Prinzessin allein im Wagen. Nachdem sie etwas gereist waren, zog der Vezir am Kopf seines Pferdes und hielt an, steckte seinen Kopf in den Wagen und sagte: „Heh, Mädchen, deine drei Kinder habe ich getötet. Auch dich werde ich töten oder du gibst dich mir hin.“ Das Mädchen antwortete: „Gib mir eine halbe Stunde Zeit, daß ich die Waschung vollziehe und zwei Gebete bete, dann will ich mich dir hingeben.“
 
Der Vezir gab dem Mädchen eine halbe Stunde Erlaubnis. Das Mädchen stieg aus. Der Vezir band ihr, damit sie nicht entfliehen konnte, einen Strick um den Leib und ließ sie frei. Das Mädchen ging etwas weiter, löste den Strick von ihrem Leibe und band das Ende an einen Baum und entfloh. Nachdem sie von Berg zu Berg gelaufen war, zieht der Vezir am Strick, sieht, daß er nicht los ist, und denkt: „Das Mädchen vollzieht die Waschung“, und wartet. Dann überlegt er: „Seitdem dies Mädchen weggegangen ist, ist eine halbe Stunde verflossen. Das ist ja eine endlose Waschung. Ich will doch einmal hingehen und nach dem Mädchen sehen.“ Als er etwas gegangen ist, sieht er auf einmal, daß das Ende des Strickes an einen Baum gebunden ist und sie selbst entflohen ist. Er sagte: „Da habe ich sie mir doch entwischen lassen“ und raufte sich die Haare. Dann kehrte er zu den Soldaten zurück und sie gingen wieder in das Schloß.[25]
 
Als er zum Prinzen kam, sagte er: „Mein Prinz, als wir unterwegs waren, nahm die Prinzessin ihre Kinder, warf sie, ohne daß wir es sahen, aus dem Wagen und entfloh. Und mein Prinz, ein Mädchen, das von den Bergen kommt, schafft nichts Gutes. Vom Berge ist sie gekommen und wieder auf den Berg gegangen.“ Als der Prinz das hört, wird er bewußtlos, fällt auf der Stelle auf den Boden und wird ohnmächtig. Man besprengte sein Gesicht mit Rosenwasser, und er kam wieder zu sich. Dann trauerte er um das Mädchen.
 
Die wollen wir nun verlassen und sehen, wie es dem Mädchen ergangen ist. Sie war weinend von Berg zu Berg gegangen und war schließlich in ihres Vaters Land gekommen. Sie wechselte ihre Kleider und ging auf den Basar. Sie kam zum Laden eines alten Halwahändlers, dessen Laden verfallen war. Nachdem sie ihn begrüßt hatte, sagte sie zu dem Alten: „Willst du mich als Lehrling annehmen?“ Der Halwahändler antwortete: „Ach, mein Sohn, ich kann kaum das Geld für mein Abendbrot verdienen. Wenn ich dich als Lehrling nehme, wie sollte ich dir Lohn geben? Außerdem habe ich auch die Halwazubereitung vergessen.“ Das Mädchen antwortete: „Vater, ich verlange von dir nichts. Gib mir nur die Kost. Dafür arbeite ich. Wir ernähren uns von dem, was Gott gibt.“ Als der Alte diese angenehmen Worte hörte, widersprach er nicht und sagte: „Gut, mein Sohn, komm.“ Dann küßte das Mädchen seinem Meister die Hand, trat ein und setzte sich in dem Laden hin. Nach einigen Tagen streifte das Mädchen seine Ärmel auf, ging an den Herd und fing an Halwa zu bereiten. Sie machte ein schönes Halwa und setzte ihrem Meister eine Probe vor. Ihr Meister langte zu, und nachdem er etwas gegessen hatte und der angenehme Geschmack auf der Zunge geblieben war, sagte er: „Mein Sohn, du hast ein sehr gutes Halwa gemacht. Möge deine Hand dir gesund erhalten bleiben! Möge Allah sie vor dem bösen Blick bewahren.“ Dann wusch sie den Stein (auf dem Ladentisch) ab und legte [26]das Halwa, das schön klar wie Mastix aussah, darauf. Als die Kunden kamen und den schönen Jüngling sahen, gerieten sie in Erstaunen. Selbst wenn sie eigentlich kein Halwa kaufen wollten, so kamen sie doch in den Laden und kauften es. Und wer schon einmal gekauft hatte, kehrte um und kaufte noch einmal Halwa. Von diesem schönen Halwaverkäufer wurde überall gesprochen.
 
Wir wollen den schönen Halwaverkäufer bei seiner Arbeit lassen und uns wieder zum Prinzen wenden. Als ihm eines Tages dies Mädchen und seine Kinder ins Gedächtnis kamen, seufzte er und aus seinen Augen flossen Tränen so groß wie Regentropfen. Dann rief er seinen Hofmeister und sagte: „Ich will die Prinzessin wieder haben. Ich will sie suchen, ich muß sie finden, sonst töte ich mich.“ Der Vezir sagte: „Mein Prinz, das Mädchen wollte dich nicht und ist in die Berge geflohen. Wie willst du es jetzt finden?“ Alle diese Worte nützten nichts. Jedenfalls nahm der Prinz den Vezir zu sich. Sie verließen das Schloß und gingen in die Berge, um das Mädchen zu suchen. Sie kamen in das Land, wo sich das Mädchen befand. Da sie sehr hungerten, fragten sie ein Kind: „Mein Sohn, ist hier nicht irgendwo ein Garkoch?“ Das Kind antwortete: „Mein Herr, hier ist keine Garküche, aber etwas weiter ist der Laden des schönen Halwaverkäufers. An dem Halwa, das er macht, kann man sich gar nicht satt essen. Er macht sehr schönes Halwa.“ Als der Prinz das Lob dieses Halwahändlers hörte, konnte er sich nicht länger halten und ging mit dem Vezir zu dem Laden des schönen Halwaverkäufers. Als jetzt das Mädchen den Prinzen mit dem Vezir kommen sah, erkannte es sie, aber gab sich nicht zu erkennen. Als der Prinz sagte: „Gib uns einige Stück Halwa“, antwortete das Mädchen: „Meine Herren, wenn Sie diese Nacht hierbleiben, werde ich Ihnen ein sehr schönes Halwa bereiten und sie mit einer sehr merkwürdigen Geschichte unterhalten.“ Als der Prinz die freundlichen Worte des schönen Halwaverkäufers und seine liebenswürdige Begrüßung [27]hörte, sah er ihm ins Gesicht, erstaunte, konnte nicht mehr an sich halten und sagte: „Sehr schön, junger Mann, wir bleiben.“ Dann traten der Prinz und der Vezir in den Laden und setzten sich.
 
Die mögen nun dort sitzen, wir wollen uns jetzt zu den Leuten aus dem Viertel wenden. Die wollten an jenem Tage eine Halwagesellschaft machen. Der eine sagte: „Aber von wem wollen wir das Halwa machen lassen? An der und der Stelle ist ein schöner Halwajüngling. Der macht sehr schönes Halwa, von dem wollen wir es machen lassen.“ Einige von ihnen standen auf, gingen zum Laden dieses Halwahändlers und sagten: „Kannst du heute zu uns kommen und uns ein schönes Halwa machen? Denn wir haben die Leute des Viertels eingeladen und wollen heute nacht eine Halwagesellschaft geben.“
 
Der schöne Halwaverkäufer sagte: „Sehr gern, meine Herren, aber ich habe Gäste. Da kann ich nicht weggehen, sonst sind sie allein.“ Da sagten sie: „Aber bringe sie doch mit. Über uns ist Platz.“ Der schöne Halwaverkäufer wandte sich zu seinen Gästen und sagte: „Meine Herren, man hat mich zu einer Halwagesellschaft gerufen. Wollen, bitte, zusammen gehen, dort werden wir uns unterhalten.“ Der Prinz sagte: „Sehr schön!“ Die drei verließen zusammen den Laden und gingen mit den Leuten in das Haus, das sie angaben, und stiegen die Treppe hinauf. Der Prinz und der Vezir blieben in einem Zimmer. Der schöne Halwajüngling machte sich daran, unten das Halwa zu bereiten. Nachdem er schließlich das Halwa fertig hatte, bewirtete er zuerst die Gäste unten in dem Zimmer und verabschiedete sich. Nun kam die Reihe an die im oberen Zimmer. Dann nahm er die Kasserolle und das Kohlenbecken und ging nach oben, trat ein und sieht, daß die Leute des Viertels, sein Vater und Bruder, der Müezzin, der Prinz und der Vezir alle in dem Zimmer anwesend sind. Sofort stellt der schöne Halwaverkäufer das Kohlenbecken in die Mitte des Zimmers und fängt an Halwa zu bereiten. Dann [28]sagte er: „Meine Herren, Sie sind ja so still. Ein jeder möge eine Geschichte erzählen, die ihm passiert ist, damit wir uns unterhalten, denn dazu sind wir ja zusammengekommen.“ Die nichtsahnenden Einwohner fingen an. Jeder erzählte eine Geschichte, die ihm passiert war. Als sie fertig waren, sagten sie zu dem schönen Halwaverkäufer: „Wir haben erzählt, nun erzähle du uns auch eine Geschichte, damit wir zuhören.“ Der schöne Halwaverkäufer sagte: „Meine Herren, wenn ich eine Geschichte erzähle, habe ich die Gepflogenheit, keinen aus der Tür hinauszulassen. Wer hinausgehen will, mag jetzt hinausgehen.“ Die Gesellschaft sagte: „Nein, es ist keiner da.“ Dann setzte sich der schöne Halwaverkäufer an die Tür und fing an seine Geschichte zu erzählen. Als er zuerst die Geschichte, die ihm im Bade passiert war, erzählte, hörte der Müezzin aufmerksam zu. Als er sie hörte, rief er: „Ach, mein Bauch, mein Bauch schmerzt mir.“ Der schöne Halwaverkäufer sagte: „Setz’ dich nur hin.“ Als er dann die Geschichte von der Ermordung der Kinder auf der Reise erzählte, seufzte der Prinz und seine Augen wurden voll Tränen. Da begriffen der Vater, der Bruder, der Prinz, der Vezir und der Müezzin die ganze Sache. Dann sagte das Mädchen: „Die Gesellschaft soll wissen, daß meine Feinde hier der Müezzin und der Vezir sind. Dies hier ist mein Vater, mein Bruder und mein Gatte, der Prinz.“ Darauf ging sie zu ihm und setzte sich unter den Saum seines Kleides. Der Prinz bedeckte das Mädchen und die ganze Gesellschaft biß sich auf den Finger7 und war still. Am nächsten Morgen töteten sie den Müezzin und den Vezir unter verschiedenen Martern. Dann trennten sie sich. Das Mädchen küßte ihrem Vater und ihrer Mutter die Hand und zog mit dem Prinzen wieder auf sein Schloß, und sie heirateten sich von neuem. Vierzig Tage und vierzig Nächte dauerte das Hochzeitsfest. Am einundvierzigsten betrat der Prinz das Hochzeitsgemach. Sie erreichten, was sie wollten und damit Schluß! 

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