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德语小说:亚瑟高登皮姆的故事-Der tolle Hund
日期:2010-10-16 11:54  点击:27

Rasch erkannte ich, dass es nur ein Brief von Augustus sein konnte. Hierin wollte er mir seine lange Abwesenheit erklären und mich über den Stand der Dinge unterrichten. Vor Anspannung bebend suchte ich nach den Phosphorhölzchen und den Kerzen; musste aber feststellen, dass der Hund denselbigen Vorrat zernagt hatte.

Meine Hoffnung schwand, jemals Augustus Nachricht lesen zu können! Trotzdem sammelte ich das bisschen Phosphor, das ich in der Dunkelheit finden konnte, und stolperte damit zu meinem Koffer zurück. Im finsteren Kielraum konnte ich kaum meine Hand vor Augen wahrnehmen.

Ich verweilte in argem Trübsal und mein Hirn zermarterte sich, ob der unsinnigsten Arten, Licht zu schaffen; Mittel, wie sie sonst nur ein Mensch im Drogenrausch erdenken würde. Schließlich legte ich den Streifen auf den Rücken eines Buches und zerrieb rasch die wenigen Phosphorhölzer zwischen meinen Handflächen. Sofort verteilte sich ein klares Licht über das Blatt. Und wäre etwas darauf geschrieben gewesen, hätte ich es auch mühelos lesen können. Doch das Blatt war leer und ich wurde mutlos.

Tagelang hatte ich die verpestete Luft im Kielraum dieses Walfängerschiffs ausgehalten, trotz des dürftigen Wasservorrats. Die besten Speisen waren mir verdorben und der Schiffszwieback war zu hart für meinen ausgedörrten Rachen. Ich fieberte heftig. Dies war vermutlich der Grund dafür, dass ich erst Stunden später daran dachte, dass das Blatt ja noch eine zweite Seite hatte, die ich untersuchen konnte.

Doch hatte ich in meiner Wut das Blatt zerrissen. Ich Tor! Nach längerem Suchen hatte ich ein Schnipselchen des Briefes gefunden. Ich hielt es Tiger unter die Nase, in der Hoffnung, dass er trotz der fehlenden Übung (ich hatte ihn nie die üblichen Kunststücke gelehrt) den Rest des Briefes finden würde. Was er dann nach einer gewissen Zeit auch tat - zum Ausdruck meines Dankes strich ich ihm über den Kopf, was ihn veranlasste, weiterzusuchen. Nach einigen Minuten war das Blatt wieder vollständig, denn ich hatte es nur in drei Teile zerrissen.

Da mein Phosphorvorrat nicht mehr ausreichte, legte ich das Papier auf ein Buch und saß sinnierend einige Minuten davor. Dann fiel mir ein, dass das Geschriebene durch die Unebenheiten der Oberfläche ertastet werden könnte, natürlich nur mit überaus feinem Tastsinn. Ich beschloss, es zu versuchen und strich mit dem Finger bedächtig über die Seite. Weil nichts wahrzunehmen war, drehte ich kurz entschlossen das Blatt um.

Wieder ließ ich meinen Finger übers Blatt streichen und bemerkte dabei ein kleines Aufglimmen. Das musste von dem winzigen Phosphorteilchen kommen, das zuvor aufs Papier geflogen war. Ich drehte den Brief noch einmal um und tatsächlich gab das geringe Glimmen einen kurzen Blick auf mehrere Zeilen frei, in einer großen Handschrift geschrieben, mit roter Tinte. Vor Aufregung hielt ich die Luft an. Lediglich die Schlussworte konnte ich erfassen: "… Blut - wenn dir dein Leben lieb ist, bleib stillliegen."

Den Zeilen nach - und es war ja nur ein kleiner Teil des Geschriebenen - hatte Augustus wohl triftige Gründe, mich weiterhin zu verbergen. Trotz aller Vermutungen und Überlegungen vermochte ich auf keine Lösung zu kommen. Die schwerwiegenden Worte - vor allem das Wort BLUT - raubten mir jede Zuversicht und mir schwante Grauenvolles.

Verzweifelt schmiss ich mich auf die Matratze; dort lag ich noch einmal vierundzwanzig Stunden in einer Art Betäubung. Nur kurze Momente des Erwachens, der Überlegung unterbrachen mein Elend. Als ich aus diesem schweren Schlaf wieder erwachte, erkannte ich, dass weitere vierundzwanzig Stunden ohne Wasser den sicheren Tod bedeuten würden.

Inzwischen hatte ich lediglich eine Viertelpinte Pfirsichschnaps übrig, den mein Magen heftig ablehnte. Den restlichen Zwieback hatte Tiger verspeist, mein Kopfschmerz war fast nicht mehr auszuhalten und ich fieberte - kurz, ich verweilte beinahe im Delirium.

Meinem Hund ging es wohl ähnlich, wie ich aus seinem sonderbaren Verhalten schließen musste. Zuerst bemerkte ich eine Veränderung in seinem Betragen, als ich versuchte, den Brief zu lesen. Später hörte ich ihn knurren, noch später sogar keuchen und schnaufen. Als ich beruhigend auf ihn einredete, dankte er mit einem leisen Murren.

Inzwischen lag er an der Koffertüre und knurrte furchterregend. Meine Lethargie, das auf ihn Einreden und das böse Knurren wiederholte sich mehrmals. Tiger knirschte mit den Zähnen, als schüttelte ihn ein Krampf. Sicherlich hatte er Wassermangel und die üble Luft im Kielraum tat ihr Übriges dazu. Doch ihn zu töten kam für mich nicht in Frage - obwohl er inzwischen einen wirklich gefährlichen Eindruck auf mich machte. Seine Augen ruhten mit dem Ausdruck tödlichsten Hasses auf mir. Wohl machte er mich für seine missliche Lage verantwortlich.

Ich versuchte zum Koffer hinauszukommen. Deshalb bewaffnete ich mich mit einem langen Tranchiermesser, das Augustus mir gelassen hatte und versuchte, über Tiger hinwegzusteigen. Kaum bewegte ich mich in seine Richtung, da flog er schon mit lautem Knurren an meinen Hals. Im heftigen Kampf wand ich mich überwiegend unter dem Tiere.

Reine Verzweiflung machte mich stark. Ich schüttelte ihn mit aller Kraft ab und schleppte mich mitsamt den Decken fort. Die warf ich über ihn, bevor er mir folgen konnte. So konnte ich schnell durch die Türe flüchten. Ungestüm schloss ich sie hinter mir ab, dass er mich nicht verfolgen konnte.

Während des Kampfes konnte ich nur eine Flasche Schnaps mit hinausretten. Die setzte ich verzweifelt an die Lippen, leerte sie bis auf den letzten Tropfen und schleuderte sie zornig auf den Boden.

Kaum war das Echo dieses Lärms verklungen, da hörte ich, wie eine gedämpfte Stimme meinen Namen aussprach. Es musste aus der Richtung der Matrosenkabine kommen. Zuerst war ich außerstande, zu antworten. Ich stand zwischen Gerümpel und Koffertür und rang nach Worten. Nachdem zuerst eine leise Regung zwischen dem Plunder in meiner Nähe zu hören war, entfernte sich der Schall. Es schien, als wolle die Stimme gehen - mein Freund, mein Begleiter!

Mein Gehirn setzte aus und ich stürzte über den Koffer. Beim Zusammenbruch fiel mein Messer klirrend auf den Fußboden. Nie hat ein solches Geräusch süßer geklungen. Ich lauschte gespannt, ob Augustus es ebenfalls vernommen hatte. Erst atemlose Stille - dann hörte ich leise: "Arthur?!"

Ich schrie mit aller Macht: "Augustus - oh Augustus?!"

"Pst! Um Himmels willen, sei still. Ich bin gleich bei dir. Halte durch!"

Eine Weile hörte ich seine Bewegungen im Gerümpel. Dann endlich fühlte ich die erlösende Hand an meiner Schulter. Gleichzeitig hielt er eine Flasche Wasser an meinen Mund.

Nur wer jemals einem Grab entkommen ist, oder jene, die unerträgliche Hungers- und Durstnot erlitten haben, können nachvollziehen, was ich in meinem finsteren Kerker zu erdulden hatte. Und auch nur jene können wissen, welche Glücksgefühle dieser lange Zug der kostbarsten aller irdischen Herrlichkeiten mir gewährte.

Gierig verschlang ich die vier gekochten Kartoffeln, die Augustus mir gab. Es schien mir ein unglaublicher Trost - die Lichtstrahlen seiner Laterne, Essen und Trinken. Dann aber verlangte ich ungeduldig zu erfahren, was ihn so lange ferngehalten hatte. Gewissenhaft berichtete Augustus alles, was sich während meiner Gefangenschaft an Bord zugetragen hatte.

 


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