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Studien und Plaudereien:95
日期:2023-11-01 10:06  点击:212
Bella: Als wir gestern Abend nach Hause kamen, fanden wir Ihre Visitenkarten, Otto und Louis. Wir bedauerten sehr, Ihren angenehmen (= lieben) Besuch verfehlt zu haben.
 
Otto: Ja, meine Damen, wir waren gestern Nachmittag bei Ihnen, um Sie einzuladen, mit uns in den Park zum Schlittschuhlaufen zu gehen.
 
Louis: Ach, das Eis ist wunderschön, nicht wahr, Otto? Wir trafen (= ich finde, ich treffe, ich traf, ich habe getroffen) auch Ihre beiden Töchter dort, Herr Meister, und wir hatten viel Vergnügen.
 
Herr Meister: Ja, so erzählten mir meine Töchter; ich hörte sie auch zu ihrer Mutter sprechen: »Mama, die jungen Herrn Parks und ihre Freundinnen müssen auch zu unserm Balle kommen, nicht wahr, Mama? Die jungen Herren sind allerliebst.« Nun, meine Freunde und Freundinnen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie bald eine Einladung erhalten. Aber Sie dürfen (= müssen) meinen Töchtern nicht sagen, daß ich Ihnen alles zuvor verraten habe.
 
Louis: O, gewiß nicht, Herr Meister, aber ich verstand nicht alles, was Sie gesagt haben. Sie sagten: »Sie werden eine Einladung erhalten.« Was ist das?
 
Herr Meister: Sie werden bald ein kleines Billet erhalten, mit den Worten:
 
»Herr und Frau Meister senden ihre besten Empfehlungen und bitten Herrn Louis Parks, ihnen das Vergnügen zu machen, Mittwoch, den 10ten Dezember zu ihrer Abendgesellschaft zu erscheinen (= kommen).
 
New York, den 3ten Dezember 1878.
U. A. w. g.«
 
Sie werden nun verstehen, daß wir uns freuen werden, Sie in unserem Hause zu sehen.
 
Louis: Ich danke Ihnen, Herr Meister, das verstehe ich sehr gut, aber was bedeutet das Wort »allerliebst«?
 
Herr Meister: »Allerliebst,« das ist ein Wort, das junge Damen sehr oft brauchen, wenn sie sagen wollen: »Das ist schön.«
 
Otto: Und was bedeuten die letzten Buchstaben: »U. A. w. g.«?
 
Herr Meister: (»U.«) Um (»A.«) Antwort (»w.«) wird (»g.«) gebeten.
 
Anna: Das heißt: Sie wünschen Antwort?
 
Herr Meister: Ja wohl, mein Fräulein. Aber junge Damen lesen es nicht so, sie sagen dafür:
 
»Und« »abends« »wird« »getanzt.«
 
Anna: Ah, das ist sehr schön!
 
Bella: Aber das ist nicht die rechte Bedeutung.
 
Herr Meister: Nein, und ältere Herren sagen: »Und« »abends« »wird« »getrunken« (ich trinke Wein).
 
Bella: Und was sagen die älteren Damen?
 
Herr Meister: »U. A. w. g.« Und abends wird geplaudert (= gesprochen).
 
Bella: Das sind sehr feine Erklärungen, Herr Meister, aber ich wollte Sie noch fragen: Wird auch der Kotillon bei Ihnen getanzt werden?
 
Herr Meister: Ich glaube[IX-1] es, mein Fräulein.
 
Louis: Ist »Kotillon« ein Tanz?
 
Anna: O, Louis! Das wissen Sie nicht? Der Kotillon ist ein sehr schöner Tanz, nicht wahr, Bella?
 
Bella: Gewiß, Louis. Der Kotillon ist mein liebster Tanz, und ich weiß, er wird auch Ihnen gut gefallen.
 
Louis: Wo waren Sie gestern Nachmittag, Fräulein Anna?
 
Anna: Ah, Louis ist neugierig!
 
Louis: Neugierig, ich bin neugierig, was meinen Sie damit?
 
Anna: Ich meine: Sie wollen gerne alles Neue wissen, aber ich sage es Ihnen nicht, mein geehrter Herr, erraten Sie, erraten Sie!
 
Louis: O, Fräulein Anna! Ich kann Sie ja nicht mehr verstehen, wo lernen Sie denn alle diese neuen Wörter, die ich nie gehört habe, »erraten Sie,« ich weiß nicht, was Sie meinen.
 
Anna: »Erraten Sie,« das ist: »denken Sie,« »finden Sie,« und sagen Sie mir, wo ich gestern Nachmittag war, und wenn Sie das erraten haben, so werden Sie auch wissen, warum ich so viele neue Wörter weiß.
 
Louis: Sie waren im Park?
 
Anna: Nein, mein Herr!
 
Louis: Sie waren in Herrn Meisters Haus?
 
Anna: Nein, mein Herr!
 
Louis: Dann waren Sie bei Bellas Freundin, bei Frau Dr. Stellen im Hotel.
 
Anna: Das ist es, das ist es! geraten!
 
Otto: Da haben Sie gewiß viel Schönes gehört.
 
Bella: Wir erzählten der Frau Doktor alles, was wir bei Ihnen gehört hatten, Herr Meister, über die Königin Luise, und unsere Freundin sagte: »Sie war so gut, diese Königin Luise, so gut, wie ein Engel;« und dann sprach sie von ihrem (= Luisens) Marmorbilde im Mausoleum in Charlottenburg. Haben Sie es auch gesehen, Herr Meister?
 
Herr Meister: Ja wohl, mein Fräulein. Es sind nun viele Jahre, da ging ich an einem Nachmittag im Sommer von Berlin durch den Tiergarten und kam bald nach Charlottenburg in den königlichen Park. Ganz am Ende im Schatten der hohen Bäume stand eine Kapelle. Ich trat ein (ich trete ein, ich trat ein, ich bin eingetreten), ein mildes blaues Licht fiel auf eine Figur, die schlief so ruhig, so sanft auf ihrem Bette. Mir wurde selbst so wohl, so ruhig im Herzen, ich mußte die Hände falten und beten. Ich stand vor dem Marmorbild der Königin Luise. An ihrer linken Seite ist das Marmorbild ihres Gemahls, des Königs Friedrich Wilhelm III., ebenfalls (= auch) schlafend auf dem Bette. Beide Bilder sind von dem großen Künstler Rauch gemacht. 

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