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Studien und Plaudereien:90
日期:2023-11-01 10:00  点击:221
Bella: Hu! wie ist es heute kalt!
 
Anna: O, das ist gut, ich freue mich, nun haben wir bald Eis und Schnee. Glauben Sie, Herr Meister, daß wir morgen Eis und Schnee haben werden?
 
Herr Meister: Das kann ich Ihnen nicht sagen, mein Fräulein, wollen Sie so gerne Schneeball werfen?
 
Anna: O, nicht das, Herr Meister, aber ich möchte gerne im Schnee fahren. Wie heißt der Wagen ohne Räder, in dem man so schnell durch den Schnee fahren kann?
 
Herr Meister: Der Schlitten.
 
Bella: Mit Freunden in kalter, klarer Nacht, wenn die Sterne glitzern, beim Mondenlicht dahin zu gleiten auf dem weißen Grunde und nichts, nichts hören, als das Kling, Kling der Glocken, — das ist eine Freude, das ist schön, das ist herrlich (= sehr schön)!
 
Herr Meister: Finden Sie auch so große Freude am Schlittenfahren, Fräulein Anna?
 
Anna: Ja, Herr Meister! Das ..... wie nennen (= heißen) Sie das Ding von Stahl, das Sie unter die Füße binden, und womit Sie so schnell über das Eis gleiten?
 
Herr Meister: Das sind Schlittschuhe. Können Sie Schlittschuhe laufen?
 
Bella: Anna? Ja, Anna kann sehr gut Schlittschuhe laufen.
 
Anna: Schlittschuhe laufen und Schlittenfahren, das ist mein größtes Vergnügen (= Freude).
 
Otto: Nun begreife (= verstehe) ich, warum Sie den Winter so gerne haben, Fräulein Anna. Ich habe gestern an Sie gedacht.
 
Anna: Sie sind sehr gütig, Otto.
 
Otto: Sagten Sie nicht einmal, der Winter sei die schönste Jahreszeit?
 
Anna: So sagte ich, und heute muß ich dasselbe sagen.
 
Otto: Sehr wohl. Als ich gestern von Ihnen ging, dachte ich: Ich will noch ein wenig in den Park reiten. Mein Pferd wurde gesattelt, und bald war ich aus der Stadt, war allein mitten im Walde. Welche Luft (= Wind)! so frisch, ah — so rein; und mein Pferd trabte vorwärts, — vorwärts. Alles um mich war still, ruhig. Aber die Sonnenstrahlen fielen (ich falle, ich fiel, ich bin gefallen) auf die Erde, welche hier und da noch grünte, und das Blau des Himmels war heute klar und ruhig; keine Wolke stand am Himmel. Ich sah ihn (= den Himmel) über mir und sah ihn durch die Zweige der Bäume. Die Bäume, — da standen sie und hatten keine Blätter mehr; von dem starken Stamme gehen Äste nach allen Seiten, und die Äste gehen wieder in so viele, viele kleine Zweige, aber alles endet in Pyramidenform. Welche Symmetrie; ich bewundere die Schönheit des Baumes im Winter, wie ich sie bewundert hatte im Sommer. Ich war so glücklich! Mein braves Pferd trabte langsam weiter und ging nach meinem Willen; ich glaube, es verstand mich und meine Freude. Und ich sprach zu mir selbst: Die Natur ruhet (= rastet). Wie eine schöne junge Dame nach dem Balle, so hat die Natur nach dem Sommer ihr kostbares, grünes Gewand abgelegt und ruht; der frische Wind kühlt sie nun, bald wird sie schlafen im weißen Schneebette, — o, welche Schönheit!
 
Sie wird sich ausruhen, bis sie wieder stark ist, und schöner als zuvor wird sie dann erwachen zum neuen Frühling.
 
Wir hoffen, hoffen. Still, still, laßt sie schlafen. Kein Vogel singt, und das Reh eilt (= geht schnell) leise (= nicht laut) vorüber, still, laßt sie (= die Natur) schlafen, laßt sie schlafen.
 
Louis: Mein Bruder Otto spricht wie ein Poet. Nicht wahr, Fräulein Bella?
 
Bella: Ja wohl, und hat Illusionen wie ein Poet.
 
Herr Meister: »Illusionen wie ein Poet.« Wie soll ich das verstehen, Fräulein?
 
Bella: Ich bin oft durch Feld und Wald gegangen, habe weder im Sommer noch im Winter (= nicht im Sommer und nicht im Winter) dieses Wunderbare gesehen, von dem Freund Otto und die andern Herren Poeten so viel singen.
 
Otto: Aber, Fräulein Bella, Sie sind so ironisch!
 
Herr Meister: So sarkastisch, mein Fräulein? und Illusionen sagten Sie? Sehen Sie hier, mein Fräulein, sehen Sie unseres Freundes Ottos Augen, hören Sie seine Stimme; wie glücklich, wie glücklich er noch heute ist, wenn er an die frohe Stunde von gestern denkt. Wenn Illusionen so glücklich machen, so wünsche ich oft solche Illusionen zu haben. Aber, mein liebes Fräulein, waren es Illusionen? Sehen Sie hier. Da steht eine Statue der Venus von Medici, ich stehe davor und bewundere die Schönheit der Menschenfigur, und ich kann Stunden, Stunden da stehen und sie bewundern. Andere Personen gehen an dieser Statue vorbei — sie haben nichts gesehen, als den Marmor, und wollte ich mit ihnen von der Schönheit, von der wunderbaren Schönheit sprechen, sie würden mich ansehen, sie würden sich über mich wundern, aber verstehen würden sie mich nicht, sie würden vielleicht lächeln und sagen: »Illusionen, mein Herr, — Illusionen!« Aber es sind keine Illusionen! nein! Mein Auge ist offen und sieht und versteht das Schöne und erfreut sich am Schönen. Und die Poeten? Ihr Auge und ihr Ohr ist offen für das Schöne in der Natur. Mit ihrer feinern Organisation sehen und hören sie oft mehr, als wir, und verstehen besser die Harmonie in der Natur und den Willen des lieben Gottes, der alles, alles so geschaffen hat. In solchen Momenten ist der Mensch seinem Schöpfer (= Gott) näher (nah [= nicht weit], nah, näher, nächst), und in solchen Momenten ist der Mensch auch am glücklichsten; ist es nicht so, Otto?
 
Otto: Ganz gewiß, Herr Meister, so ist es, und ich danke Ihnen mit ganzem (= all) Herzen, daß Sie so warm für mich gesprochen haben gegen meine Feindin.
 
Bella: O, Otto, wie können Sie das sagen? Sie wissen, ich bin nicht Ihre Feindin, Otto! 

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