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德语小说:绿野仙踪-Bei Oz
日期:2010-10-14 14:47  点击:17

Dorothy ging tapfer durch die Tür, die ihr das Kammermädchen geöffnet hatte. Sie gelangte in einen großen, hohen und runden Raum. Wände, Fußboden und auch die gewölbte Decke waren mit Smaragden besetzt. Ein helles Licht strahlte von der Decke herab und ließ die Smaragde schimmern und funkeln. In der Mitte des Raumes stand ein großer Thron aus grünem Marmor. Er sah aus wie ein Stuhl und war wie alles andere auch mit Smaragden verziert. Auf dem Thron ruhte ein gewaltiges Haupt ohne Körper, ohne Arme, ohne Beine. Es hatte keine Haare, nur Augen, Nase und einen Mund. Der Kopf war größer als der Kopf des riesigsten Riesen.

 

 


 


Als Dorothy staunend und ängstlich diesen Riesenkopf ansah, bewegten sich dessen Augen und musterten sie scharf. Der Mund öffnete sich und Dorothy hörte eine Stimme sagen: „Ich bin Oz, der Große und Schreckliche. Wer bist du und was willst du von mir?“ Die Stimme war nicht ganz so furchterregend, wie Dorothy erwartete hatte, deshalb fasste sie sich ein Herz und antwortete: „Ich bin Dorothy, die Kleine und Schwache. Ich brauche deine Hilfe.“ Eine ganze Minute lang starrten die großen Augen Dorothy an.

Dann sagte die Stimme: “Woher hast du die Silberschuhe?“ „Ich habe sie von der bösen Hexe des Ostens. Mein Häuschen fiel auf sie und tötete sie“, antwortete Dorothy. „Woher hast du das Zeichen auf deiner Stirn?“ ließ sich die Stimme wieder hören. „Die Hexe des Nordens küsste mich, um mich auf meiner Reise zu dir, dem großen Oz, zu beschützen.“ Wieder musterten die Riesenaugen Dorothy scharf und sahen, dass sie die Wahrheit sagte. „Was soll ich nun für dich tun?“ fragte der große Oz. „Bitte schick’ mich nach Kansas zurück! Ich möchte nach Hause, zu Tante Emmie und Onkel Henry. Euer Land ist sehr schön, aber ich möchte trotzdem nach Hause. Außerdem macht sich Tante Emmie bestimmt große Sorgen um mich“, sagte Dorothy.

Die großen Augen zwinkerten dreimal, dann schauten sie nach oben und nach unten und rollten herum, als wollten sie in jeden Winkel des Raumes sehen. Schließlich starrten sie wieder Dorothy an. „Warum sollte ich dir helfen?“, fragte Oz. „Weil du mächtig bist und ich schwach. Weil du der große Zauberer Oz bist und ich nur ein kleines hilfloses Mädchen“, schluchzte Dorothy. „Du warst stark genug, die Hexe des Ostens zu töten.“ „Das ist einfach so passiert. Ich konnte nichts dafür“, rief Dorothy.

„Gut“, sagte der Kopf. „Höre nun meine Antwort: Bevor du nicht etwas für mich getan hast, hast du kein Recht, auf Hilfe von mir zu hoffen. Jeder muss für das bezahlen, was er bekommt. Wenn du möchtest, dass ich dich dank meiner Zauberkraft nach Hause bringe, musst du zuerst etwas für mich tun. Hilf mir, und ich werde dir helfen.“ „Was soll ich denn tun?“ fragte Dorothy. „Töte die böse Hexe des Westens!“ donnerte die Stimme. „Aber das kann ich nicht“, schrie Dorothy überrascht auf. „Du hast die Hexe des Ostens getötet und trägst die Silberschuhe, die einen mächtigen Zauber bergen. Es gibt nur noch diese eine böse Hexe in unserem Land. Wenn du mir sagst, dass sie tot ist, bringe ich dich nach Kansas zurück, aber nicht einen Moment früher.“

Dorothy begann zu weinen. Sie war sehr enttäuscht. Die großen Augen aber blinzelten wieder und starrten Dorothy weiter so an, als fühlte der große Oz, dass Dorothy ihm helfen könnte, wenn sie nur wollte. „Ich habe noch nie jemanden mit Absicht getötet“, schluchzte Dorothy. „Und selbst wenn ich es könnte, wüsste ich nicht, wie ich die Hexe des Westens töten sollte. Wenn du, der große und mächtige Zauberer von Oz es nicht kannst, wie soll ich es dann können?“ „Das weiß ich auch nicht“, sagte der Kopf ungerührt. „Aber das ist meine Antwort. Du siehst Onkel und Tante erst wieder, wenn die Hexe des Westens tot ist. Denke daran, dass die Hexe böse ist, sehr böse, und dass sie es verdient, zu sterben. Jetzt geh’ und wage nicht, mir unter die Augen zu kommen, bevor du deine Aufgabe erledigt hast.“

Niedergeschlagen verließ Dorothy den Thronsaal und kehrte zu ihren Freunden zurück. „Für mich gibt es keine Hoffnung“, weinte sie. „Oz will mich erst nach Hause schicken, wenn ich die Hexe des Westens getötet habe, und das kann ich niemals tun!“ Ihre Freunde sahen sie bestürzt und traurig an, konnten aber nichts für sie tun. Dorothy zog sich in ihr Gemach zurück und weinte sich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen kam der Soldat zum Scheuch und sagte: „Folge mir, der große Oz wird dich jetzt empfangen.“ Und so folgte der Scheuch dem Soldaten zum Thronsaal und erblickte zu seiner Überraschung eine wunderschöne Dame auf dem Thron aus grünem Marmor. Sie war in feine grüne Seidenschleier gehüllt und trug eine edelsteinbesetzte Krone auf ihren grünen Locken. An ihren Schultern wuchsen Schmetterlingsflügel, die sich leise im Luftzug bewegten. Der Scheuch verbeugte sich vor diesem anmutigen Geschöpf so gut er konnte. Die Dame sah ihn freundlich an und sagte: „Ich bin Oz, der Große und Schreckliche. Wer bist du und was willst du von mir?“ Der Scheuch war sehr überrascht, denn er hatte den Riesenkopf erwartet, von dem Dorothy gesprochen hatte.

Trotzdem antwortete er mutig: „Ich bin nur eine mit Stroh ausgestopfte Vogelscheuche. Ich habe leider kein Gehirn und wollte dich bitten, mir etwas Verstand in den Kopf zu zaubern, damit ich so gut wie jeder andere Mann hier bin.“ „Warum sollte ich das für dich tun?“ fragte die Dame. „Weil du mächtig und weise bist, und weil niemand sonst mir helfen kann“, antwortete der Scheuch. „Ich tue nie etwas ohne Gegenleistung“, versetzte Oz. „Aber ich gebe dir ein Versprechen. Wenn du die böse Hexe des Westens für mich tötest, gebe ich dir so viel Verstand, dass du der schlaueste und weiseste Mann im Lande Oz bist.“

Überrascht sagte der Scheuch: „Ich dachte, du hast Dorothy schon damit beauftragt, die Hexe zu töten.“ „Ja, das habe ich getan. Mir ist egal, wer sie tötet. Solange sie lebt, erfülle ich keine Wünsche. Und nun verschwinde. Wage nicht, mir noch einmal unter die Augen zu kommen, bevor du dir deinen Verstand verdient hast.“ So ging der Scheuch bedrückt zurück zu den Freunden und berichtete ihnen vom großen Oz. Dorothy war sehr überrascht, dass Oz nicht ein großer Kopf, sondern eine feine Dame gewesen war. „Mir ist es egal, ob sie eine Sie oder ein Er ist“, murrte der Scheuch. „Als allererstes braucht Oz ein Herz, genau wie unser Holzfäller.“

Am nächsten Morgen wurde der Holzfäller zu Oz gerufen. Als er in den Thronsaal trat, erschrak er fürchterlich. Weder ein Kopf noch eine Dame erwartete ihn. Oz hatte sich in ein riesengroßes, schreckliches Ungeheuer verwandelt. Es hatte einen Kopf wie ein Rhinozeros und es war so groß wie ein Elefant. Fünf Augen glühten in seinem Gesicht, und fünf lange Arme wuchsen ihm aus dem Körper. Die fünf dünnen Beine schienen den Körper kaum tragen zu können. Dickes, zotteliges Fell bedeckte den Körper der grässlichen Kreatur. Was für ein Glück, dass der Holzfäller noch kein Herz hatte, sonst hätte es vor Angst sicherlich laut geschlagen. Da er aber nur aus Blech war, fürchtete sich der Holzfäller nicht.

„Ich bin Oz, der Große und Schreckliche!“ brüllte das Biest. „Wer bist du und was willst du von mir?“ „Ich bin ein Holzfäller aus Blech. Ich habe kein Herz und kann deshalb niemanden lieben. Ich bitte dich, mir ein Herz zu geben, wie alle anderen eines haben.“ „Warum sollte ich das tun?“ donnerte die Bestie. „Weil ich dich darum bitte und niemand sonst mir diesen Wunsch erfüllen kann.“ Das Biest ließ ein heiseres Fauchen hören. „Wenn du ein Herz haben möchtest, musst du dir eines verdienen.“ „Wie?“, fragte der Holzfäller. „Hilf Dorothy, die böse Hexe des Westens zu töten. Wenn die Hexe tot ist, komm zu mir, und ich werde dir das größte und liebevollste Herz in meinem Land geben.“

Und so musste auch der Holzfäller niedergeschlagen zu den Freunden zurückkehren. Er erzählte ihnen von dem schrecklichen Biest, und alle wunderten sich, in wie viele Gestalten der Zauberer schlüpfen konnte. „Wenn er sich bei mir auch als Biest zeigt“, brummte der Löwe, „dann brülle ich so laut ich kann und erschrecke ihn so sehr, dass er mir jeden Wunsch erfüllt. Und wenn er eine schöne Dame ist, tue ich so, als würde ich mich auf sie stürzen wollen. Damit zwinge ich sie, mir meine Bitte zu erfüllen. Wenn er aber der große Kopf ist, habe ich leichtes Spiel. Dann rolle ich ihn so lange im Saal herum, bis er verspricht, uns alles zu geben, was wir uns wünschen. Macht euch also keine Sorgen, Freunde. Es wird schon alles gut.“

Am nächsten Morgen brachte der Soldat den Löwen zu Oz. Beherzt sprang der Löwe in den Thronsaal, aber als er sich umsah, entdeckte er entsetzt einen riesigen Feuerball auf dem Thron aus grünem Marmor. Der Feuerball flackerte und glühte so entsetzlich, dass es kaum auszuhalten war. Zuerst dachte der Löwe, Oz hätte aus Versehen Feuer gefangen. Vorsichtig näherte er sich der Feuerkugel und versengte sich sofort die Schnurrbartspitzen. Erschrocken sprang er zurück und kroch rückwärts zur Tür. Da sagte eine leise, gelassene Stimme: „Ich bin Oz, der Große und Schreckliche. Wer bist du und was willst du von mir?“

„Ich bin ein feiger Löwe, der sich vor allem und jedem fürchtet. Ich bin gekommen, um dich um Mut zu bitten, so dass ich der König der Tiere werden kann, wie ich ja auch genannt werde.“ „Und warum sollte ich dir Mut geben?“ fragte Oz. „Weil du von allen Zauberern der mächtigste bist und nur du mir diesen Wunsch erfüllen kannst.“ Der Feuerball loderte auf, dass die Funken flogen. „Bring mir den Beweis, dass die böse Hexe des Westens tot ist. Dann werde ich dir Mut geben. Aber solange die Hexe noch lebt, musst du ein Feigling bleiben.“

Der Löwe war wütend, konnte aber natürlich nichts gegen Oz unternehmen. Böse starrte er in die Flammen, als er plötzlich merkte, dass es immer heißer wurde. Da rannte er aus dem Thronsaal und war froh darüber, dass seine Freunde auf ihn warteten. Er erzählte ihnen von dem schrecklichen Gespräch mit dem Zauberer. „Was sollen wir denn jetzt bloß tun?“ fragte Dorothy. „Wir können nur eins tun“, antwortete der Löwe. „Wir müssen in das Land der Winkies gehen, die böse Hexe finden und sie erledigen.“ „Und was ist, wenn uns das nicht gelingt?“ seufzte Dorothy. „Dann werde ich nie ein mutiger Löwe.“ „Und ich bekomme keinen Verstand.“ „Und ich muss für immer ohne Herz leben.“ Dorothy sah ihre treuen Freunde an. „Und ich werde niemals wieder nach Hause kommen.“

Dorothy begann zu weinen, und das grüne Kammermädchen rief: „Vorsicht, du machst Flecken auf dein hübsches grünes Kleid!“. Dorothy trocknete ihre Tränen und sagte entschlossen: „Wir müssen es wohl versuchen. Aber ich sage euch gleich, ich werde niemanden töten, nicht einmal, um Tante Emmie wiederzusehen.“ „Ich werde mit dir gehen, aber vergiss’ nicht, dass ich zu feige bin, um eine böse Hexe zu töten“, lächelte der Löwe. „Ich komme auch mit“, sagte der Scheuch. „Aber ich werde dir keine große Hilfe sein, denn ich bin furchtbar dumm.“ „Und ich kann nicht einmal einer bösen Hexe etwas zu leide tun“, erklärte der Holzfäller. „Aber wenn du gehst, komme ich selbstverständlich mit.“

So beschlossen sie, am nächsten Morgen aufzubrechen, und der Holzfäller schärfte seine Axt an einem grünen Schleifstein und ließ sich alle Gelenke noch einmal gründlich ölen. Der Scheuch stopfte sich mit frischem Stroh aus, und Dorothy malte ihm neue Augen auf das Gesicht, mit denen er vielleicht sogar besser sehen konnte. Das freundliche grüne Kammermädchen packte lauter leckere Sachen in Dorothys Korb und band Toto eine kleine Glocke an einem grünen Band um den Hals. Sie gingen früh zu Bett und schliefen tief und fest, bis der Morgen kam. Sie wurden von dem Krähen eines grünen Hahns geweckt, der im Hof des Palastes wohnte und von dem Gegacker eines grünen Huhns, das ein grünes Ei gelegt hatte.

 


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11/28 16:04