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Gockel, Hinkel und Gackeleia-97
日期:2023-09-13 17:36  点击:267
Während Gackeleia diese Worte theils mit tiefer Rührung, so daß ihr die Thränen in die Augen traten, theils lächelnd mit gutmüthigem Muthwill aussprach, drehte sie den Ring immer schneller, denn sie ward immer ungeduldiger, wieder ein Kind zu seyn. Kronovus hängte sich an ihren Arm, er war ordentlich bang, sie würde ganz klein werden und ihm endlich gar verschwinden; weil sich aber in seiner Seele alles zugleich mit ihr veränderte, merkte er keinen Unterschied. --Das verschiedene Betragen aller Gäste war lustig anzusehen, einigen sehr soliden Standespersonen aus Gelnhausen war gleich anfangs schon nicht recht wohl bei dem Handel zu Muthe, sie waren froh, die Kinderschuhe ausgetreten zu haben, sie fürchteten, sie müßten wieder in die Schule und besonders in die Kinderlehre gehen und würden sehr beschämt werden, weil sie den Katechismus ganz vergessen hatten. --Einige Damen dachten auch, man könne sich das Verjüngen bis auf einen gewissen Grad wohl gefallen lassen, dann aber wollten sie sich unter irgend einem Vorwand zurückziehen; so kam es dann, daß vielen gleich anfangs übel ward, daß sie Nasenbluten bekamen, heftig zu husten anfiengen und sich aus dem Staube machten. Andere, welche tüchtig gegessen und getrunken hatten, begannen zu gähnen und schliefen ein oder fiengen an zu tändeln und zu spielen und ganz kindisch vertraut allerlei Neckereien mit ihren Nachbarn zu treiben. --Es kam viele Natur, viele Art und Unart, aber auch gar viel verstecktes Liebes an den Leuten zu Tag.--Da nun Gackeleia mit ihrem Wunsche fertig war, zog sie den Ring ab und legte ihn auf den Teller, um ihn für immer dem Kronovus zu überreichen, aber Alektryo, der neben ihr auf der Schulter Gockels saß, zuckte mit dem Schnabel hervor nach dem Ringe und verschluckte ihn wieder, in demselben Augenblicke gieng der Wunsch Gackeleias plötzlich in seine ganze Erfüllung.--Die großmächtige Schottländerin hatte noch gerade so viel Zeit, das große Tagebuch der Ahnfrau unter den Arm zu klemmen und ihr Kinderstühlchen zu erwischen, denn sonst hätte sie mit den andern Kindern auf der Erde sitzen müßen.--Mehr als drei dutzend Personen waren gerade noch übrig, und diese waren auch richtig in eben so viele gesunde vergnügte Kinder verwandelt, die auf einem schönen, blumigen Grasplätzchen am Rande eines Kornfeldes um den Hahn Alektryo herumsaßen, der ihnen die Geschichte erzählte, die ein altes Mährchen war, welches er in seiner Kindheit von einem italienischen Schokolademacher gehört, und um das sie ihn schon lange gequält hatten. Als er nun eben fertig war, kam das Beste zuletzt, nicht die Puppe, sondern nur die allerschönste Kunstfigur war in eine wohl aprobirte Gouvernante verwandelt und trippelte mit einem Präsentirteller, worauf ein großer, schon getheilter Kuchen lag, mitten unter die Kinder und ließ sich auf ein Knie nieder und setzte den Kuchen auf den Rasen zwischen die Kinder. Da war der Jubel allgemein, die Kinder drängten sich um sie, umarmten sie, schmeichelten ihr, setzten ihr Kränze auf, machten Musik, schrien Vivat, und jedes that nach seiner Art, gesellt oder einsam; es waren auch Kinder da, die schliefen, die gähnten, die aufwachten, die sich neckten, versteckten, liebkosten, Kränzchen aufsetzten.--Sie hatten ihre Lämmchen, Hündchen, Vögelchen u.s.w. bei sich.--Unter allen diesen lustigen Kindern saß Eines ein wenig abgesondert, etwas ernsthafter auf einem Kinderstühlchen, es hatte ein großes Buch unter dem Arm, ein Schmetterling lebte und starb ihm auf dem Händchen. Es schien ein Bißchen tiefsinnig, wie träumend, als sey es einmal eine sehr große breite Figur gewesen und könnte sich noch nicht in Alles recht finden. Ein Knabe auf dem Steckenpferd wollte es vorwärts reißen, wodurch es sich noch mehr zusammennahm. Es sah auf den Kuchen hin, auf welchem seine Vorältern, als Hollundermännchen um eine Puppe herumpurzelten.--Es lächelte kaum, denn es hörte in der Ferne die ernsten Psalmen des Schnitters, es hörte das Wogen der Aehren Welle auf Welle, und wenn es gleich freudig mit den andern Kindern auf der Schwelle des Erndtefestes saß, so spielte es doch nicht mit den blauen und rothen Blumen, die vom Thau des letzten Tages schimmerten, sondern es gedachte dieses Tages und sah die Boten der Erndte, zwei Engel aus dem Weizen hervortreten; der eine führte ein armes verwaistes Kind, das lange keine Freude gehabt, hin auf die Schwelle, wo die freudig frommen Kinder spielten, und zu dem Kuchen, der da ausgetheilt ward.--Da sagte das nachdenkliche Mädchen auf dem Kinderstühlchen vor sich: "ach und das Leben ist doch so ernst! "--Gleich darauf sah es den zweiten Engel, sich aus dem Korn hervorbeugend, mit einem andern Kinde in das Nest der Gallina schauen, welche dort brütete; da sprach das ernste Kind:
 
"Engel, die Gott zugesehn,
Sonn und Mond und Sterne bauen,
Sprechen: "Herr, es ist auch schön,
Mit dem Kind ins Nest zu schauen!"
Darüber dachte es nun wieder nach, als der Knabe auf dem Steckenpferd vorüber reitend es an der Schürze zupfte.
 
Als nun Alles so voll Freude und Jubel über die wohlaprobirte Gouvernante und ihren Kuchen war, sagte diese, dem Ungestümm der Kinder wehrend: "bitte, bitte, artig seyn, jetzt will ich austheilen." Da patschten Alle so freudig in die Hände, und ich vor allen so unmäßig, daß mir die Hände noch brennen, denn ich war auch dabei, sonst hätte ich die ganze Geschichte ja nie erfahren und hätte keinen Kuchen erhalten von der Puppe--nein der nur allerschönsten Kunstfigur u.s.w. 

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