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Gockel, Hinkel und Gackeleia-65
日期:2023-09-07 10:28  点击:208
Kaum hatte Gackeleia dieses gesagt, als aus dem Hühnerstalle, den sie verlassen hatten, ihnen eine Schaar der buntesten Hühner, Pfauen, Puter, Enten, Gänse und Schwäne nachströmte, und auf dem Dache Alles von Tauben wimmelte. Gockel und Hinkel hatten die größte Freude an dem herrlichen Federgeviehzel und folgten, nachdem sie Alles einzeln bewundert hatten, der Gackeleia in das Schloß. Freudig und neugierig betrachteten sie eine Reihe von Gemächern und Sälen, welche alle mit dem prächtigsten alten Hausrath versehen waren, und traten endlich oben auf einer Terrasse heraus, von welcher sie herab in den Hühnerhof. links auf das Schloß und vor sich hin Gärten und Wald in die Ferne bis nach Gelnhausen und Hanau sahen.
 
"Hier ist es gar schön", sagte Gackeleia, "seht wie die schönen Tauben neben uns schweben, und der Pfau sieht auf der Spitze des Thurmes der Sonne entgegen; hier will ich Euch Alles erzählen, wie ich den Ring wieder erhalten habe, aber wir wollen auch etwas frühstücken." Kaum hatte sie dieses gesagt, als ein alter Diener einen großen Präsentirteller mit Früchten und kaltem Fleischwerk und feinem Gebackenem und Wein und Milch über die Treppe heraufbrachte, und als er Alles vor sie niedergesetzt hatte, nochmals fragte: "sollen die drei Esel mit dem Käse und den Schinken bepackt werden!" "Ja", sagte Gackeleia, "und daß nur Alles recht gut und ausgesucht sey; ich werde hernach das Weitere selbst befehlen." Gockel und Hinkel waren sehr begierig nach ihrer Erzählung und baten sie zu beginnen. Da erzählte sie Folgendes:
 
"Lieber Vater, als meine Puppe--nein, meine schöne Kunstfigur--so weit vor mir vorausgelaufen und eure Ruthe--nein, eure häßliche Kunstfigur--so dicht hinter mir her war, zappelte ich mit Händen und Füßen, von euerm Knie herunter auf die Beine zu kommen, um meinem lieben Klandestinchen nachzueilen, welche bergab lief, wie sie noch nie gelaufen war; da ließest du mich los und eiltest den Felsen hinab der Mutter zu Hülfe, ich aber raffte mein Körbchen auf und rannte über Hals und Kopf der Kunstfigur nach, die einen guten Vorsprung hatte. Da wir aber in den dichten Wald kamen, hinderten sie öfter Gras und Gesträuch im Lauf, und ich war ihr endlich so nah, daß ich die Hand ausstreckte, sie zu ergreifen, aber in demselben Augenblick entschlüpfte sie zwischen zwei Felsstücken in eine kleine Höhle.--Ich war in der größten Betrübniß, ich konnte ihr nicht nach; ich kniete vor der Oeffnung nieder und rief zu ihr hinein: "Klandestinchen, Klandestinchen! wie handelst du so undankbar gegen mich, ich habe dich so lieb, so lieb, daß ich lieber die schimpflichste Strafe über mich ergehen ließ, als dich zu verlassen, und jetzt versteckst du dich vor mir, als wenn ich deine ärgste Feindin wäre."
 
"Als ich diese Worte gesprochen hatte, fiel mir auch erst ein, wie sehr weit ich von Euch, liebe Aeltern, fortgelaufen war; ich sah die Sonne bereits sinken und war außer allem Weg und Steg. Weinend schrie ich in den Wald hinein: "Vater Gockel, Mutter Hinkel!" aber Alles war vergebens, nur das Echo antwortete mir. Dann fiel mir ein, daß jetzt die Stunde sey, wo der alte Mann gesagt, daß die Puppe etwas müsse zu knuppern haben; ich holte etwas Zuckerbrod aus meinem Körbchen und legte es auf ein reines Blatt vor die kleine Höhle und füllte meinen Fingerhut in einem nahen Quell und stellte ihn aufrecht in den feuchten Sand gedrückt darneben, dann rief ich in das Höhlchen hinein: "Klandestinchen, wenn's gefällig ist, es ist servirt."--Ich dachte, der Alte hat von ihrem guten Appetit gesprochen, sie hat Bewegung genug gehabt, es sollte ihr wohl schmecken, wenn sie merkt, daß aufgetragen ist. Ich selbst hatte Hunger, und nahm ein Stück hartes Brod aus meinem Bettelsack, tauchte es ins Wasser und aß in einiger Entfernung, weil ich gehört hatte, daß sie sich nicht gern beim Essen zusehen lasse.--Ach ich war so müd, so müd, Hände und Füße zuckten mir, ich lag im Gras, der Schlaf krabbelte mir den Rücken herauf und machte mir die Augendeckelchen zu, denn das Sandmännchen kam und wollte mir Sand hinein streuen, und das wäre nicht gut gewesen, aber ich raffte mich noch einmahl auf und wusch mich ein bischen am Bach, weil ich so viel Staub und Schmutz im Gesicht und an Händen und Füßen hatte, denn ich habe nie vergessen, was die Mutter mich gelehrt, man soll nie ungewaschen und ungebetet zu Tische gehen, aufstehen und schlafen gehen.--Ich setzte mich also ins weiche Moos, und war so müd, so müd und wußte nicht, sollte ich mich rechts, sollte ich mich links legen, und sagte alle meine Kindergebetchen durch einander her:
 
"Guten Abend, gute Nacht,
Von Sternen bedacht,
Vom Mond angelacht,
Von Engeln bewacht,
Von Blumen umbaut,
Von Rosen beschaut,
Von Lilien bethaut,
Den Veilchen vertraut;
Schlupf' unter die Deck'
Dich reck' und dich streck',
Schlaf' fromm und schlaf' still,
Wenns Herrgottchen will,
Früh Morgen ohn Sorgen
Das Schwälbchen dich weck'!" 

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