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Gockel, Hinkel und Gackeleia-61
日期:2023-09-07 10:21  点击:284
Er hätte auch noch länger zugeschlagen, aber Frau Hinkel schrie so erbärmlich, sie könne nicht wieder herauf, daß Gockel das Kind los ließ und hinabgieng, ihr zu helfen. Kaum aber war Gackeleia los, so rüttelte und schüttelte sie sich über die fatale Kunstfigur, die sie empfunden hatte, und lief ihrer flüchtig gewordenen schönen Kunstfigur nach, die sie eben unten im Thale über den Steg eines Baches laufen sah; die Puppe lief, als ob sie vier Beine hätte, über den Steg und links um und in den Wald hinein und Gackeleia immer hinter ihr drein.
 
Gockel hatte indessen Frau Hinkel durch einen Umweg wieder auf die Höhe hinauf gebracht, und sie klagten sich unterwegs einander, wie der Schelm, der sie durch Gackeleia's Spielsucht um den köstlichen Ring Salomonis gebracht, gewiß einer von den alten Petschierstechern sey, die ihn einst um den Hahn Alektryo hatten betrügen wollen. Als sie unter solchen Reden auf den Fels zurückkamen und die Gackeleia nicht mehr sahen, riefen sie nach allen Seiten nach dem Kinde, aber nirgends hörten und sahen sie etwas von ihr. Da ward ihr Kummer um allen ihren Verlust in eine große Sorge um ihr Kind verwandelt, sie liefen hin und her und schrieen durch den Wald: "Gackeleia, Gackeleia!" und wenn das Echo wieder rief. Eia, Eia! glaubten sie, das Kind antworte, und so verirrten sie sich immer tiefer in der Wildniß, bis sie endlich beide, ach aber ohne Gackeleia, sich bei ihrem Stammschlosse wieder fanden. Die Vögel wachten alle auf und flogen wie alte Bekannte um sie her und grüßten sie, aber Gockel und Hinkel riefen immer in alle Büsche hinein:
 
"Gackeleia, komm doch nur,
S'ist ja eine Kunstfigur,
Komm' es soll dir nichts geschehn,
Wenn wir dich nur wieder sehn."
Aber keine Antwort von keiner Seite. Da saßen die zwei armen Eltern auf der Schwelle des alten Hühnerstalles nieder und weinten die ganze Nacht bitterlich, und alle Vögelein weinten mit. Am Morgen aber schnitt sich Gockel einen tüchtigen Knotenstock und gab auch der Frau Hinkel einen und sagte: "Liebe Frau! wir sind arme Leute geworden; aber es gebührt einem Raugrafen Gockel von Hanau und einer Raugräfin Hinkel von Hennegau nicht, im Unglücke zu verzweifeln; laß uns auf Gott vertrauen und unser Fräulein Tochter Gackeleia durch die weite Welt suchen, und sollten wir unterwegs Hungers sterben. Geh' du links, und ich geh' rechts. Alle Monate kommen wir hier wieder zusammen und sagen uns einander, was wir entdeckt haben, dabei können wir zugleich dem Dieb unsers Ringes nachforschen." Frau Hinkel war das zufrieden, sie umarmten sich beide unter bitteren Thränen und wanderten dann auf getrennten Wegen, Herr Gockel rechts, Frau Hinkel links. Und wenn sie in die Dörfer oder Städte kamen, sangen sie vor allen Thüren:
 
"Habt ihr nicht ein Kind gesehn?
Ein klein Mägdlein wunderschön,
Blaue Augen, rothe Backen,
Zähnchen weiß zum Nüsseknacken,
Einen rothen Kirschenmund,
Frisch und froh und dick und rund,
Glänzend wie ein Mandelkern,
Hüpft und spielt und singt so gern.
Es hat einen blonden Zopf,
Einen Strohhut auf dem Kopf,
Trägt auch eine alte Juppe
Und läuft hinter einer Puppe
Her und schreit, es sey ja nur
Eine schöne Kunstfigur.
Barfuß läuft es ohne Schuh,
Fragt man es, wie heißest du?
Sagt es gleich ganz freundlich: "Eja
Ich bin Gockels Gackeleia."
Ach das Kind hab' ich verloren
Und hab' einen Eid geschworen,
Nicht zu ruhn, bis ich das Kind
Gackeleia wieder find'!" 

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