Frau Hinkel bat sehr, und Gockel sagte: "ich werde sie nicht umbringen, sie soll nur erzählen, was der Alte weiter gesagt hat, und was sie ihm für die Kunstfigur gegeben hat." Da fuhr Gackeleia fort:
"Ach der Alte weinte sehr,
Hätt' nicht Vater, Mutter mehr,
Bruder nicht, noch Schwesterlein,
Keinen Sohn, kein Töchterlein,
Keinen Vetter, keine base,
Nichts als eine lange Nase,
Einen Bart ganz weiß und lang,
War betrübt und angst und bang."
"Der alte Schelm", rief da Frau Hinkel aus und riß nun auch ein starkes Birkenreis ab, "der alte Schelm ist schuld, daß ich auch wieder eine so häßliche lange Nase habe." Und Gockel sagte: "Schau, Frau Hinkel, jetzt merkst du auch, was wir ihm zu danken haben, du die Nase und ich den Bart. O unglückselige Kunstfigur, was sind wir für abscheuliche Figuren durch dich geworden. Aber erzähle weiter Gackeleia, was wollte er für die Puppe"? Da erwiederte Gackeleia mit großer Angst:
"Für die schöne Kunstfigur
Wollt' in deinen Ring er nur
Einmal ein klein bischen blicken,
Seinen Kummer zu erquicken."
"O du abgefeimter Gaudieb", rief Gockel aus, "o du unseliges, leichtsinniges, spielsüchtiges Kind!--und da zogst du mir den Ring im Schlafe ab, und gabst dem Schelmen den Ring, sprich, sprich, hast du das gethan? sprich gleich, oder ich werfe dich auf der Stelle vom Felsen hinab." Da rief Gackeleia wieder in großer Angst:
"Vater Gockel ach verzeih',
Mutter Hinkel steh' mir bei;
Ja als Vater Gockel schlief,
Mit dem Ring ich zu ihm lief,
Doch er sah nicht lang hinein,
Gab zurück den Edelstein,
Den ich schnell zurückgebracht,
Eh' der Vater aufgewacht.
Ach ich will's nicht wieder thun,
Einmal ist das Unglück nun
Durch mich böses Kind geschehn.
Werdet ihr die Puppe sehn--
Nein nicht Puppe, es ist nur
Eine schöne Kunstfigur,
Ganz natürlich nach dem Leben--
Ach ihr müßt mir dann vergeben."