Gockel war voll Ehrgefühl, er zeigte sogleich seiner Frau an, daß er am folgenden Morgen mit ihr und Gackeleia nach seinem Stammschloße Gockelsruh aus Gelnhausen so wegziehen werde, wie seine Großeltern hineingezogen waren. Er befahl ihr, jene alten Kleider aus dem Kasten zu nehmen und im Hühnerministerium zurecht zu legen, wo sie sich morgen umkleiden wollten. Frau Hinkel war schier untröstlich über die alten seltsamen Kleider und meinte, alle Hunde würden ihr nachlaufen. Das Entsetzlichste aber war ihr, daß Gockel am hellen lichten Tage vor der Wachparade vorbei und über den Gemüßmarkt in diesem Aufzug aus der Stadt hinaus wollte, und nur unter den heftigsten Thränen mit Gackeleia vor ihm auf den Knieen liegend, konnte sie erflehen, daß er mit ihr Morgens vor Tag zur Gartenthüre hinaus, hinten um die Stadtmauer herum, seine Abreise anzutreten versprach.
Gockel hängte seine Hühnerminister-Kleidung an das königliche Hühnerministerial-Zapfenbrett, legte alle die ihm aufgedrungenen Eierorden ab, den Orden der Schmeichelei und Heuchelei und befestigte seinen eigenen, Raugräflich Gockel Hanauischen Haus-Orden der Kinderei wieder in das Knopfloch der Jacke seines Großvaters, die er morgen früh anziehen wollte; dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, um alle die Rechnungen über seine Verwaltung heute Nacht noch auszubrüten, und als er es so weit gebracht, daß Einnahme und Ausgabe sich wie ein Ei dem andern glichen, sank er ermüdet mit der Nase auf das Papier und schnarchte, daß der Streusand von zerstossenen Eierschalen umherflog, und mehrere Muster von Hühnerfedern, die vor ihm lagen, durch einander wehten. Aber der Schaden war nicht groß.
Kaum graute der Tag, als Alektryo, der edle Stammhahn sich selbst ermunternd mit den Flügeln in die Seite schlug, den Hals emporreckte und mit aufgerissenem Schnabel lautkrähend wie mit einem Trompetenstoß alle zur Abreise erweckte; das Stammhuhn Gallina begleitete sein Morgenlied mit einigen wehmüthigen Accorden. Gockel sprang auf und weckte Weib und Kind, die sich bald einstellten. Frau Hinkel war sehr traurig, auch sie mußte ihre Hühnerministerial-Kontusche ans Zapfenbrett hängen und die Kleider von Gockels Großmutter anziehen; händeringend stand sie in diesem Putz vor dem Spiegel. Gockel hatte viel zu ermahnen und zu trösten; er hatte seine Raugräfliche Gockelskappe aufgesetzt, auf der ein Hahnenkamm war, er hängte seine Perücke von Eierschalen an den Ministerialperücken-Hahn und fuhr in die großväterlichen Stiefel und Grafenhosen, welche ihm Gackeleia hinbrachte, die ziemlich lustig in ihrem seltsamen Röckchen war und das alte Erbhühnernest wie einen Fallhut auf dem Kopf trug.